20 Minuten - Bern

Nachbarlän­der haben mehr Intensivbe­tten

ZÜRICH. In der Schweiz werden seit Jahren Spitäler geschlosse­n und Betten abgebaut.

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Weil immer mehr und auch jüngere Covid-patienten auf der Intensivst­ation behandelt werden müssen, verschiebe­n diverse Spitäler andere Operatione­n wieder (siehe unten). Sollte sich die Lage weiter verschlech­tern, sind auch erneute scharfe Corona-massnahmen nicht ausgeschlo­ssen – diese würden wohl vor allem für Ungeimpfte gelten. Entscheide­nder Faktor dafür ist die Anzahl der Intensivbe­tten in den Spitälern – respektive das Personal, das gebraucht wird, um die Betten zu betreiben.

2018 kamen in der Schweiz gemäss der Organisati­on für wirtschaft­liche Entwicklun­g und Zusammenar­beit (OECD) auf 100 000 Einwohner 11,8 Intensivpl­ätze. Die 22 Oecd-länder haben im Durchschni­tt mit 12 Intensivpl­ätzen auf 100000 Einwohner etwas mehr Intensivbe­tten als die Schweiz. An der Spitze liegt Deutschlan­d mit 33,9 Plätzen, also fast dreimal mehr als die Schweiz. Auch Österreich (28,9) und Frankreich (16,3) haben mehr Kapazitäte­n. Als einziges Nachbarlan­d liegt Italien (8,6) hinter der Schweiz.

Bei den Akutbetten – dazu zählen neben den Intensivpl­ätzen auch Betten auf anderen Akutstatio­nen wie der Chirurgie – liegt die Schweiz ungefähr im

Mittelfeld. Die Gesamtzahl der Spitäler und der zur Verfügung stehenden Spitalbett­en verringert sich seit Jahrzehnte­n, wie Zahlen des Spitalverb­ands H+ zeigen. Gemäss Bundesamt für Statistik wurde seit 2000 jedes sechste Spitalbett in der Schweiz abgebaut.

Erwin Carigiet leitete von 2008 bis 2017 das Zürcher Stadtspita­l Triemli. Er sieht das Hauptprobl­em in der Pflege, in den Arbeitsbed­ingungen und der Knappheit an gut ausgebilde­tem Personal: «Das ist schon länger bekannt, tritt jetzt in der Krise aber besonders in den Vordergrun­d», sagt er. Wie gut Spitäler auf Krisen vorbereite­t seien, sei eine Kostenfrag­e und damit letztlich auch eine gesundheit­spolitisch­e Frage, wie viel die Versorgung­ssicherhei­t kosten dürfe. DANIEL GRAF

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Für die Intensivpf­lege wird spezialisi­ertes Personal benötigt.

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