Ai Weiwei ist sauer auf die Credit Suisse
ZÜRICH. Die Grossbank will das Bankkonto des chinesischen Künstlers Ai Weiwei schliessen. Der Grund soll ein Schweiz-kritisches Interview sein.
KONTROVERS Die Credit Suisse (CS) will Ai Weiwei nicht mehr als Kunden. Das habe die Grossbank dem Künstler im Frühling mitgeteilt, wie Ai Weiwei auf Artnet schreibt. Als Grund dafür habe die Bank sein Schweiz-kritisches Interview mit 20 Minuten genannt. Darin bezeichnete Ai Weiwei die Schweiz als «den scheinheiligsten Staat der Welt» und die Banken als Handlanger Chinas. Das Land gebe sich neutral und profitiere gleichzeitig von den Verbrechen anderer, so sein Vorwurf. Er habe das Schweizer Volk dafür kritisiert, dass es immer mehr einwanderungsfeindlich abstimme. Geschlossen werden soll das Konto für Ai Weiweis Stiftung für freie Meinungsäusserung und Kunst. Im Juni habe ihm die CS mitgeteilt, dass dieses Konto «so bald wie möglich» geschlossen werde. Die CS schliesse alle Konten von Personen, die einen Strafregistereintrag haben. Ai Weiwei musste 2011 für 81 Tage ins Gefängnis in China. Allerdings sei er nie formell angeklagt gewesen, wie er schreibt.
Die CS nimmt keine Stellung zum Vorfall: «Wir äussern uns nicht zu möglichen oder bestehenden Kundenbeziehungen», sagt ein Mediensprecher zu 20 Minuten. Der 63-jährige Ai Weiwei ist ein chinesischer Konzeptkünstler, Bildhauer und Kurator. Wegen seiner regierungskritischen Äusserungen wurde er 2011 in China inhaftiert, bis 2015 durfte er das Land nicht verlassen. Seither lebt er im Exil, derzeit in Portugal.