Evergrande steht vor Kollaps: China droht eine Finanzkrise
PEKING. Es wird befürchtet, dass eine Pleite von Evergrande globale Folgen hätte.
Der chinesische Immobilienund Mischkonzern Evergrande steht kurz vor dem Kollaps. Eine Pleite hätte verheerende Folgen für die chinesische Wirtschaft. Der Bankrott des Immobilienriesen wird im Netz und auf Social Media mit dem Kollaps der Us-bank Lehman Brothers verglichen, der 2008 zu einer weltweiten Finanzkrise geführt hat. Die Aktien von Evergrande sind am Dienstag um mehr als zehn Prozent eingebrochen. Investoren werfen Aktien und Anleihen ab. Schuld daran ist mitunter die chinesische Regierung. Sie will den Anstieg der Mieten begrenzen. Zudem hat Evergrande Schulden in der Höhe von rund 300 Milliarden Dollar. Dazu kommt, dass Evergrande sein Wachstum mit Fremdkapital finanziert hat. Zurzeit werden die Anleihen mit einem Wertverlust von rund 70 Prozent gehandelt, sagt Jeffrey Hochegger, Anlagespezialist bei Raiffeisen, zu 20 Minuten. Eine Regelung in China limitiert seit 2020 die Aufnahme von Fremdkapital. «Nun kann die Firma wohl ihre Schulden nicht mehr zahlen.»
Evergrande gilt als zweitgrösstes Immobilienunternehmen Chinas und entwickelt vor allem Wohnungen für Menschen mit mittlerem und höherem Einkommen. Kollabiert die Firma, hat das negative Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft des Landes, wie die «New York Times» schreibt. Hochegger: «Kommt es nun zu einer Korrektur, könnten die Kredite nicht mehr gedeckt sein und das chinesische Wirtschaftswachstum dämpfen.» Viele Chinesen könnten zudem ihre Anzahlungen für Wohnungen verlieren.
Doch trifft die Pleite den Rest der Welt? Das ist laut Hochegger unwahrscheinlich: «Das Problem ist auf den chinesischen Markt beschränkt.» Dieser sei nicht sehr offen gegenüber ausländischen Investoren, was auch der wohl grösste Unterschied zum Lehman-kollaps und der Immobilienkrise in den USA sei.