Coop lässt die Kunden das Personal bewerten
BASEL. Das neue Bewertungssystem kommt nicht überall gut an. Es könne Mobbing auslösen, so eine Befürchtung.
KONTROVERS In der Supercard-app können Kundinnen und Kunden die Mitarbeitenden an der Kasse und auf der Verkaufsfläche beurteilen. Im Zentrum steht die Freundlichkeit der Angestellten.
Dabei können bis zu fünf Sterne vergeben werden. Coop lanciert sogar ein Gewinnspiel: Wer die Fragen mit einem zugeteilten Teilnehmercode online beantwortet, kann einen Gutschein von 1000 Franken gewinnen, wie die «Sonntagszeitung» (SOZ) schreibt. Mit dieser Bewertung wolle Coop die Kundenwünsche noch besser verstehen und die Zufriedenheit steigern. Weil die Rückmeldungen überwiegend positiv seien, wirke sich die Umfrage auf das Personal
motivierend aus, sagt ein Sprecher gegenüber der SOZ. Erhalte jemand wiederholt negative Rückmeldungen, könne das ein Anlass für «konstruktive Gespräche» sein, heisst es weiter.
Die Kundenbewertungen üben Druck aufs Personal aus, kritisieren die Gewerkschaften Unia und Syna. Denn mit Umfragen könnten Rückschlüsse auf einzelne Mitarbeitende gemacht werden. Das könne schnell unangenehm werden und die Angestellten würden sich beobachtet fühlen. Zudem sei fraglich, wie sorgfältig Kunden die Umfrage ausfüllen, wenn sie damit Geld gewinnen können. Zudem könne es auch schlechte Bewertungen geben, wenn die Schlange an der Kasse sehr lang ist, weil zu wenig Personal eingeplant wurde.
Dass bei Coop einzelne Personen bewertet werden können, sieht auch Arbeitspsychologin Nicola Jacobshagen kritisch: «Kunden können das Personal aus persönlichen Gründen schlecht bewerten. Daraus kann schnell Mobbing werden», sagt sie zu 20 Minuten. Es sei sinnvoller, wenn Kunden nach ihrem Einkauf den gesamten Laden bewerten können.