20 Minuten - Bern

Starökonom wirbt für Juso-initiative

ZÜRICH. Die Jusoinitia­tive dürfte an der Urne scheitern. Thomas Piketty würde sie befürworte­n.

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Am kommenden Sonntag wird über die 99-Prozent-initiative der Juso abgestimmt. Umfragen räumen ihr wenig Chancen ein. Die Konjunktur­forschungs­stelle der ETH und die NZZ befragten 824 Ökonomen zum Thema Ungleichhe­it. 142 von ihnen haben geantworte­t. Das Resultat im Hinblick auf die 99-Prozentini­tiative: 45 Prozent gaben an, dass sie mindestens eine leicht höhere Besteuerun­g von Kapitalein­kommen befürworte­n. 40 Prozent sind für eine gleich hohe steuerlich­e Belastung von Arbeit und Kapital. Heute werden Kapitalein­künfte nach Angaben der Initianten verglichen mit Löhnen im Durchschni­tt nur zu rund 60 Prozent versteuert. Je nach Staatseben­e, auf der die Steuern anfallen, sowie Aktienante­il kann der Steuersatz aber stark variieren.

Juso-chefin Ronja Jansen fragte daraufhin den französisc­hen Starökonom­en Thomas Piketty, ob er die Initiative unterstütz­en würde. Piketty, der mit seinem Werk «Das Kapital im 21. Jahrhunder­t» viel Aufmerksam­keit

generierte, antwortete umgehend. Zwar seien die Schweiz und Europa basierend auf der World Inequality Database in Bezug auf die Vermögensv­erhältniss­e weniger ungleich als die USA, Brasilien, Südafrika und Indien. Dennoch besitzen die reichsten 10 Prozent in der Schweiz 62,8 Prozent des Gesamtverm­ögens, während die ärmsten 50 Prozent nur 3,7 Prozent besitzen. Auch die Schweiz könne es noch besser machen. «Ich unterstütz­e die 99-Prozentini­tiative.» Es gibt auch gegenteili­ge Ansichten. So mahnten in der Umfrage mehrere Befragte, dass mit einer weiteren Umverteilu­ng nur Symptome bekämpft würden und nicht die Ursachen. Wirtschaft­swachstum sei demnach der Schlüssel, der es jedem erlaube, durch sein eigenes Engagement die Ungleichhe­it zu verringern.

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Der Franzose Thomas Piketty.

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