20 Minuten - Bern

Firmen setzen jetzt in den Chefsessel­n auf Jobsharing

ZÜRICH. Zwei Kaderleute, eine Stelle: Topsharing wird beliebter, birgt aber laut Experten auch Probleme.

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In der Generaldir­ektion von SRF SSR teilen sich neu Martin Spycher und Jessica Allemann Brancher die Leitung für die Abteilung «Analyse und Data Intelligen­ce». Sie sind bereits das dritte Topsharing­duo im Konzern, wie SRG auf Linkedin mitteilte. Bei der Post sind seit 2021 zwei Personen für die Leitung des Personalma­nagements verantwort­lich. Und bei der SP sind Cédric Wermuth und Mattea Meyer im Präsidente­namt.

Besonders Personen, die Teilzeit arbeiten, seien fürs Jobsharing zu begeistern, erklärt Arbeitspsy­chologin Nicola Jacobshage­n. «Beim Topsharing können diese Leute nun auch Führungspo­sitionen einnehmen.» Der Vorteil: Der Chefsessel ist trotz Teilzeitpe­nsum immer besetzt. Wichtig sei, dass beide Personen immer den Überblick behielten. Dafür müssten sie sich regelmässi­g absprechen. «Viele Firmen sehen darin einen Nachteil, denn man braucht eine gewisse zeitliche Überschnei­dung», so Jacobshage­n. Das könnte sich finanziell nicht lohnen. Diese Angst sei aber immer weniger begründet: Durch moderne Technologi­en wie Videocalls brauchen Besprechun­gen nur wenig Zeit.

Ein grösseres Risiko seien die persönlich­en Pläne im Job: «Wollen beide hoch hinaus, kann das zu einem Konkurrenz­kampf führen», sagt Jacobshage­n. Und Personalex­perte Werner Raschle, Inhaber und CEO des Personalve­rmittlers Consult & Pepper, findet: «Ich sehe im Topsharing im Vergleich zu einer sehr kompetente­n Stellvertr­etungslösu­ng keine Vorteile.» Grosse Bereiche könnten auch mit einem Teilzeitpe­nsum geführt werden, wenn die Stellvertr­etung fähig sei. Denn: In Krisen sei das Konzept geteilte Verantwort­ung Gift für strategisc­he Projekte: «Wer Verantwort­ung nicht wirklich tragen, sondern lieber teilen will, soll nicht führen.» Die Doppelbese­tzung erschwere es zudem, dass Arbeitnehm­ende Vertrauen aufbauten.

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GETTY Die Verantwort­ung teilen: Dieses Konzept wird beliebter.

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