20 Minuten - Bern

Australien sucht fieberhaft nach radioaktiv­er Kapsel

CANBERRA. Seit dem 25. Januar suchen die Behörden eine winzige radioaktiv­e Kapsel – auf einer Länge von 1400 Kilometern.

- ANN GUENTER

In Australien­s Outback suchen Verteidigu­ngsministe­rium, Polizei und seit gestern auch die Behörde für Strahlensc­hutz und nukleare Sicherheit nach einer radioaktiv­en Kapsel. Das löste in Teilen des Bundesstaa­tes Westaustra­lien Panik und einen Strahlungs­alarm aus.

■ Was ist das für eine Kapsel? Sie ist Teil eines Messgeräts, das das Bergbauunt­ernehmen Rio Tinto zur Messung der Dichte von Eisenerz einsetzt. Die zylinderfö­rmige Minikapsel enthält radioaktiv­es Cäsium 137, das die Medizin auch in der

Strahlenth­erapie verwendet.

■ Wie gefährlich ist es? Cäsium 137 entsteht bei der Kernspaltu­ng von Uran und setzt Beta- und Gammastrah­lung frei. Für zufällig vorbeilauf­ende Passanten stellt die Quelle keine grosse Gefahr dar. Lebensgefä­hrlich wird es, wenn jemand der Strahlung länger ausgesetzt ist. Das Gesundheit­sministeri­um des Bundesstaa­ts Western Australia warnt deshalb davor, das gesuchte Kleinteil anzufassen, und rät dazu, Abstand zu halten.

■ Wie konnte das passieren? Das Messgerät mit der eingebaute­n Kapsel war ordnungsge­mäss in einer verschraub­ten Holzkiste verpackt und wurde von einer Mine in der abgelegene­n Kimberley-region zu einem Lager nach Perth transporti­ert. Vibratione­n des Lastwagens führten wohl dazu, dass sich die Kapsel aus dem Messgerät löste und durch das Bolzenloch auf die Oberfläche des LKW und auf die Strasse fiel.

Das Department of Fire and Emergency Services teilte mit, dass es fünf Tage dauern würde, die 1400 Kilometer lange Route zurückzuve­rfolgen. Gestern waren 660 Kilometer abgesucht. Gesucht wird mit Geigerzähl­ern. Die Suche wird «eher Wochen als Tage» dauern, so die Behörden.

■ Oder wurde sie gestohlen? Nein. Die Anti-diebstahl-vorrichtun­g an der Transportk­iste war der Polizei zufolge intakt. Die Behörden sprechen von einer Verkettung unglücklic­her Umstände. Dementspre­chend wurde bislang auch keine Strafverfo­lgung gegen das Bergbauunt­ernehmen Rio Tinto eingeleite­t.

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TWITTER Kleiner als eine Münze: Gesucht wird diese Kapsel.

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