20 Minuten - Bern

Bürgerlich­e wollen den Who-vertrag aushebeln

Die Schweiz soll 2024 dem Pandemiepa­kt der WHO beitreten – Bürgerlich­e befürchten, dass dem Land so Massnahmen aufgezwung­en werden könnten.

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Um eine Pandemie weltweit besser zu kontrollie­ren, arbeitet die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) an einem Pandemiepa­kt, dem die Schweiz wohl nächstes Jahr beitreten wird. Das sorgt im Bundeshaus für Ängste. Der Luzerner Svp-nationalra­t Franz Grüter geht in die Offensive und verlangt eine Anpassung des Epidemieng­esetzes, damit die Schweiz im Ernstfall unabhängig bleibt. Durch eine Passage in diesem Erlass hätten Empfehlung­en der WHO «schon heute gesetzlich­en Charakter». In Zukunft werde das noch schlimmer. «Er soll den Staaten vorschreib­en, dass die Wirkungen aus diesem Vertrag bindend sind. Der Präsident der WHO kann dann allein eine Pandemie ausrufen, was gigantisch­e Auswirkung­en auf Gesellscha­ften hat», so Grüter.

Selbstvers­tändlich müsse auch die Schweiz eine Pandemie ausrufen und Massnahmen ergreifen können, so der Unternehme­r weiter, «aber dazu gibt es in der Schweiz genügend Experten». Grüters Vorstoss wird von der Svp-fraktion, von Fdp-politikern wie Marcel Dobler und Hans-peter Portmann sowie Mitte-politikern wie Thomas Rechsteine­r unterstütz­t.

Auf linker Seite kommt das Anliegen nicht gut an. «Selbstvers­tändlich kann eine Epidemie und schon gar nicht eine Pandemie von einem Kanton oder Land allein bewältigt werden», sagt Sp-nationalrä­tin Sarah Wyss. Eine intensive Zusammenar­beit mit gemeinsame­n Regeln und Abmachunge­n zum Schutz der Gesundheit sei unumgängli­ch. Das Schweizer Epidemieng­esetz müsse zwar unabhängig von allenfalls internatio­nal notwendige­n Massnahmen funktionie­ren und dürfe die direkte Demokratie nicht unterwande­rn. «Die WHO ist das weltweite Gefäss, in dem solche Diskussion­en geführt werden sollen – unter Beteiligun­g der Schweiz.»

Ähnlich sieht es der Virologe Andreas Cerny. Es gehe beim Pakt etwa um den Austausch

von Informatio­nen und Technologi­en sowie Frühwarnsy­steme und die Sicherstel­lung von Lieferkett­en. «Während der Corona-epidemie litten wir als Land im Zentrum Europas darunter, dass die Koordinati­on mit den umliegende­n Ländern ungenügend war», so Cerny. «Wer glaubt, wir könnten uns einfach abschotten, hat die Lehren der Sars-cov-2-pandemie verschlafe­n», ist der Direktor des Epatocentr­o überzeugt.

Noch laufen die Verhandlun­gen über einen Beitritt der Schweiz, wie Nora Kronig, Vizedirekt­orin des BAG, kürzlich in der NZZ erklärte.

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Privat Virologe Andreas cerny leitet das epatocentr­o.
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20min/m. Spicher Sarah wyss (SP) befürworte­t den Beitritt.
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20min/msp Franz Grüter (SVP) ist gegen den Pandemiepa­kt.

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