20 Minuten - Bern

Politik skeptisch über Philippine­n-pflegerinn­en

Wegen Fachkräfte­mangel holt ein Basellands­chaftliche­s Spital ausgebilde­te Fachleute aus den Philippine­n. Das eckt in der Politik an.

- STEFAN LANZ

Liestal statt Manila heisst es schon bald für fünf Pflegerinn­en und zwei Pfleger aus den Philippine­n – für ein Praktikums­programm zum Austausch von Pflegefach­kräften. Voraussetz­ungen zur Teilnahme sind eine abgeschlos­sene Berufsausb­ildung, ein einwandfre­ier Leumund. Die Teilnehmen­den müssen 18 bis 35 Jahre alt sein. Dabei sollen die Teilnehmer auch nicht ausgebeute­t werden, fordern die Erläuterun­gen zum Abkommen: «Stagiaires sind nach orts- und branchenüb­lichen Normen zu entlohnen», heisst es dort.

Fara Rumy, frisch gewählte Sp-nationalrä­tin aus dem Kanton Solothurn und Fachexpert­in für Pflege, ist skeptisch: Es sei bestimmt gut gemeint, sagt sie, doch um dem Fachkräfte­mangel entgegenzu­wirken, brauche es bessere Arbeitsbed­ingungen. Denn: Monatlich schmeissen rund 300 Pflegende in der Schweiz den Job hin oder wechseln von einer Festanstel­lung zu einer temporären. Ins gleiche Horn bläst Pflegefach­mann und Glp-neunationa­lrat Patrick Hässig: «Man schwächt andere Länder, die die Leute auch brauchen – da geht es nicht nur um die Philippine­n», sagt er. Auch er fordert bessere Massnahmen, um die Leute im Beruf zu halten. Dem stimmt Sarah Wyss, Spnational­rätin, die selbst in einem Spital arbeitet, ebenfalls zu: «Stimmen die Bedingunge­n, bleiben die Pflegenden im Job. Hier ist anzusetzen!»

«Der Wettbewerb ist hoch, viele Unternehme­n buhlen um Pflegefach­kräfte», rechtferti­gt sich eine Sprecherin des Spitals

Baselland gegenüber SRF. Die philippini­schen Pflegefach­kräfte erhalten eine dreimonati­ge Einführung inklusive Deutschkur­s und sind dann einsatzber­eit, ist das Spital überzeugt. Doch Rumy und Hässig sind skeptisch. «Gerade zu Beginn, wenn die rekrutiert­en Leute frisch ankommen, braucht es vom wenigen bestehende­n Personal viel Zeit und Energie, die Neuen einzuarbei­ten und fit zu machen für den Arbeitsall­tag», sagt Rumy. Und Hässig ergänzt: «Nur drei Monate Deutschkur­s halte ich für heikel, das ist sehr wenig, um komplizier­te Fachgesprä­che führen zu können.»

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Getty Die Pflegerinn­en und Pfleger werden zu üblichen Schweizer Löhnen beschäftig­t, bestätigt das Spital in Liestal BL.

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