Politik skeptisch über Philippinen-pflegerinnen
Wegen Fachkräftemangel holt ein Basellandschaftliches Spital ausgebildete Fachleute aus den Philippinen. Das eckt in der Politik an.
Liestal statt Manila heisst es schon bald für fünf Pflegerinnen und zwei Pfleger aus den Philippinen – für ein Praktikumsprogramm zum Austausch von Pflegefachkräften. Voraussetzungen zur Teilnahme sind eine abgeschlossene Berufsausbildung, ein einwandfreier Leumund. Die Teilnehmenden müssen 18 bis 35 Jahre alt sein. Dabei sollen die Teilnehmer auch nicht ausgebeutet werden, fordern die Erläuterungen zum Abkommen: «Stagiaires sind nach orts- und branchenüblichen Normen zu entlohnen», heisst es dort.
Fara Rumy, frisch gewählte Sp-nationalrätin aus dem Kanton Solothurn und Fachexpertin für Pflege, ist skeptisch: Es sei bestimmt gut gemeint, sagt sie, doch um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, brauche es bessere Arbeitsbedingungen. Denn: Monatlich schmeissen rund 300 Pflegende in der Schweiz den Job hin oder wechseln von einer Festanstellung zu einer temporären. Ins gleiche Horn bläst Pflegefachmann und Glp-neunationalrat Patrick Hässig: «Man schwächt andere Länder, die die Leute auch brauchen – da geht es nicht nur um die Philippinen», sagt er. Auch er fordert bessere Massnahmen, um die Leute im Beruf zu halten. Dem stimmt Sarah Wyss, Spnationalrätin, die selbst in einem Spital arbeitet, ebenfalls zu: «Stimmen die Bedingungen, bleiben die Pflegenden im Job. Hier ist anzusetzen!»
«Der Wettbewerb ist hoch, viele Unternehmen buhlen um Pflegefachkräfte», rechtfertigt sich eine Sprecherin des Spitals
Baselland gegenüber SRF. Die philippinischen Pflegefachkräfte erhalten eine dreimonatige Einführung inklusive Deutschkurs und sind dann einsatzbereit, ist das Spital überzeugt. Doch Rumy und Hässig sind skeptisch. «Gerade zu Beginn, wenn die rekrutierten Leute frisch ankommen, braucht es vom wenigen bestehenden Personal viel Zeit und Energie, die Neuen einzuarbeiten und fit zu machen für den Arbeitsalltag», sagt Rumy. Und Hässig ergänzt: «Nur drei Monate Deutschkurs halte ich für heikel, das ist sehr wenig, um komplizierte Fachgespräche führen zu können.»