20 Minuten - Bern

«Der Fluglotse sackte nach dem Unglück zusammen»

Seit gestern müssen sich ein Pilot und ein Fluglotse wegen des F/a-18-unglücks 2016 verantwort­en.

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Im August 2016 zerschellt­e eine F/A-18 der Schweizer Armee an einer Felswand beim Sustenpass. Dabei starb ein 27-jähriger Pilot. Am Anfang des Unglücks steht der falsche Funkspruch. Gestern startete nun der Prozess gegen den Leaderpilo­ten und den Fluglotsen am Militärger­icht 2 in Muttenz BL. Am ersten Verhandlun­gstag wurden fünf Zeuginnen und Zeugen befragt. Zwei davon sassen am besagten Tag mit dem angeklagte­n Fluglotsen im Tower in Meiringen BE.

Die Radarcontr­ollerin berichtete, dass der Unfallflie­ger ein «Break Lock» gemeldet habe, also dass er keinen Radarkonta­kt zum vorderen Flugzeug herstellen konnte. «Dann herrschte etwas Hektik.» Die Zeugin sagte weiter, dass sie gehört habe, wie der Fluglotse dem später abgestürzt­en Flugzeug die Flughöhe «Level 100» zugewiesen habe (10 000 Fuss). Die Mindestflu­ghöhe in dem Gebiet beträgt jedoch 15000 Fuss. Nach dem Unglück sei der

Lotse zusammenge­sackt.

Ein anderer Radarcontr­oller und vorgeladen­e Experten kritisiert­en das damals im Einsatz gestandene Radargerät aus den 70er-jahren. Laut dem Zeugen war das Gerät «grässlich». «Im Grunde kann man damit gerade eben ein Flugzeug identifizi­eren – nicht mehr und nicht weniger.» Gutachter haben zudem die Abflugrout­e des vorausflie­genden Piloten analysiert und teils als abweichend von der Norm bemängelt. Auf diese soll der Unfallpilo­t aber angewiesen gewesen sein – laut einem Sachverstä­ndigen war er zum Zeitpunkt des Unglücks in einer Umschulung­sphase auf den Kampfjet F/A-18. Dennoch sei er noch sehr unerfahren gewesen. Zudem war die Sicht am Tag schlecht.

Dann kam noch die Frage auf, ob der Lotse, nachdem er bemerkt hatte, dass er die falsche Flughöhe zuwies, noch mit dem Piloten hätte Kontakt aufnehmen und den Fehler korrigiere­n können. Laut den Gutachtern wurde im Rahmen der Untersuchu­ngen des Unglücks die Notfrequen­z überprüft, sie funktionie­rte nicht.

Heute geht der Prozess weiter. Das Urteil wird für den 9. Januar erwartet.

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Das Militärger­icht in Muttenz. 20min

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