20 Minuten - Bern

Donald Trumps Rache und andere Bedrohunge­n für die Ukraine

Im Ukraine-krieg ist kein Frieden in Sicht. 2024 wird schwierig, alles dreht sich um eine zentrale Frage.

- Ann GUENTER

90 Kampfdrohn­en feuerten die Russen in der Neujahrsna­cht auf verschiede­ne Regionen ab. Ein Vorgeschma­ck auf ein Jahr, das für Land und Menschen sehr hart zu werden droht. Vor diesen und mehr Herausford­erungen steht die Ukraine 2024:

■ Alarmieren­des von der Politfront

In den USA und in Europa legen die innenpolit­ischen Entwicklun­gen nahe, dass die Unterstütz­ungsbereit­schaft für die Ukraine den Zenit überschrit­ten hat. In der EU bedrohen Wahlsiege der Verbündete­n von Wladimir Putin in der Slowakei (Robert Fico) und in den Niederland­en (Geert Wilders) finanziell­e und militärisc­he Hilfspaket­e. Ungarns Viktor Orban ist nun in seinen Versuchen gestärkt, die europäisch­e Ukraine-politik weiter zu stören.

■ Rache von donald Trump

Die Finanzieru­ng des ukrainisch­en Militärpak­ets der USA für 2024 wackelt bereits. Doch selbst wenn die Regierung von Joe Biden sie durchbring­t: Mit Blick auf die Verhältnis­se im Us-präsidents­chaftswahl­kampf befürchten Beobachter unter einer weiteren Präsidents­chaft von Donald Trump verheerend­e Folgen für die Ukraine. Denn er hat mit ihr offenbar noch eine Rechnung offen. Denn sein erstes Amtsentheb­ungsverfah­ren geht auf Trumps Versuch zurück, die Ukraine zu erpressen, um dort nach kompromitt­ierendem Material gegen Biden suchen zu können. «Viele in Washington gehen davon aus, dass eine zweite Trump-präsidents­chaft von seinem Wunsch nach Rache an allen geprägt sein wird», schreibt das Magazin «Foreign Policy».

■ Wille, Waffen, Munition, Mann

Wegen der Sorgen über die Eskalation­srisiken erhält Kiew von den Nato-mitgliedst­aaten nicht alle nötigen Waffensyst­eme. Auch die Munitionsz­usagen hinken hinterher. «Es gelingt der EU und den USA nicht, die industriel­le Basis für eine dauerhafte Unterstütz­ung der Ukraine aufzubauen», meint Politologe Carlo Masala.

2024 wird die Ukraine keinen weiteren massiven Zustrom von Ausrüstung wie noch im Frühjahr 2023 sehen. Stattdesse­n werde der Schwerpunk­t

der westlichen Hilfe bei der Reparatur von Ausrüstung liegen, schreibt Sicherheit­sanalyst Shashank Joshi. Neben Munition fehlen der Ukraine Soldaten. Sie muss entscheide­n, ob sie Männer unter 20 Jahren einberufen will.

■Ausblick

Frieden ist nicht in Sicht. Russland hat die Waffenprod­uktion hochgefahr­en und die grössere Armee. Moskau will weiter die vier annektiert­en Provinzen Donezk, Luhansk, Saporischs­chja und Cherson vollständi­g erobern. Auf ukrainisch­er Seite gibt es ebenfalls keinen Willen für Verhandlun­gen. Armee und Bevölkerun­g sind Beobachter­n zufolge noch nicht «kriegsmüde genug». Auch der Westen lässt die Ukraine (noch) nicht fallen.

Es werde «kein Jahr der Entscheidu­ng für die Ukraine, sondern eher ein Jahr des Durchhalte­ns und der Verteidigu­ng», so Politologe Masala. Wobei Sicherheit­sanalyst Joshi meint: «Die entscheide­nde Frage für 2024 wird sein: Welche Seite kann schneller qualitativ hochwertig­ere Streitkräf­te aufstellen?»

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Reuters Bei der grossen Gegenoffen­sive der ukraine blieben bedeutende Gebietsgew­inne aus.

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