«Viele denken darüber nach, was sie loslassen möchten»
Der Januar gilt als «Trennungsmonat». Also ganz nach dem Motto «neues Jahr, neues Glück». Eine Beziehungsexpertin ordnet ein.
Im Januar verabschieden sich viele nicht nur von ihren schlechten Gewohnheiten, sondern auch von der Partnerin oder dem Partner. Das beobachten auch Paartherapeutinnen und -therapeuten. Auch Zahlen des Bundesamts für Statistik seit 2017 zeigen: Der Januar ist immer an der Spitze der «Scheidungsmonate» anzutreffen. Und vom Dezember zum Januar gibt es jeweils einen sprunghaften Anstieg bei den Scheidungen.
Weshalb ist das so? Bezie
hungsexpertin Martina Rissi kennt die Antwort: «Die Grundenergie des Januars ist der Beginn des Neuen. Viele Menschen denken darüber nach, was nicht mehr passt, was sie ausmisten und loslassen möchten.» Dazu würden auch Beziehungen gehören. Doch die Beziehungsprobleme sind meist schon vor dem Silvesterabend
vorhanden, weshalb also bis zum neuen Jahr warten? «Trennungen sind im November und Dezember eher selten, weil viele diese Tage nicht allein verbringen und dem anderen den Schmerz nicht vor den Festtagen zumuten wollen», erklärt Rissi. Somit würden Trennungen aufgeschoben. Doch genau diese
Tage können die Beziehungsprobleme gar noch vertiefen. Bevor eine Beziehung beendet wird, kreisen wohl die Gedanken schon lange im Kopf herum. Doch wann sollte eine Beziehung tatsächlich beendet werden? «Wenn man sich nicht mehr guttut», so Rissi. Ziehe man sich körperlich und seelisch nicht mehr an, behindere man sich in der eigenen Entwicklung.
Nicht trennen solle man sich, wenn die Chance bestehe, dass man die aktuellen Hindernisse überwinden, daran wachsen und sich gemeinsam entwickeln könne. «Herausforderungen gibt es in jeder Beziehung – alles andere ist eine Illusion.» Und: «Tiefe Liebe entsteht durch gemeinsame Zeit, in der man Probleme überwindet und daran als Paar gemeinsam wächst.»
Wenn es aber doch zur Trennung komme, sei es wichtig, sich Zeit zu nehmen, um zu trauern, so Rissi. «Eine Trennung gleicht einem Todesfall: Das Trauern ist wichtig und ein Prozess.» Idealerweise lasse man sich dafür Zeit, gebe sich Raum und Verständnis für den Schmerz und das Loslassen – und stürze sich nicht gleich in etwas Neues oder betäube seine Gefühle, rät die Expertin. Und: «Auch die Person, die sich trennt, soll und darf an dem Verlust leiden.»