Turbozüge: Gefährden Eu-pläne den Schweizer Taktfahrplan?
Eine Eu-initiative verlangt schnelle Zugverbindung zwischen den europäischen Hauptstädten. Die Schweiz wäre auch betroffen.
Mit dem Zug bist du heute schon in weniger als vier Stunden in Paris oder Mailand. Wenn es nach einer Bürgerinitiative der EU geht, sollen schon bald alle Hauptstädte mit Hochgeschwindigkeitszügen erreichbar und miteinander vernetzt sein. Erreicht die Initiative bis Mai mindestens eine Million Unterschriften, muss die Europäische Kommission aktiv werden.
Da die Schweiz im Herzen Europas liegt, würden diese Pläne auch das Bahnnetz der SBB betreffen. Doch die europäischen Ideen für mehr und schnellere Züge passen nicht allen. Bereits heute investiert der Bund viel Geld. «Mit dem Programm ‹Anschluss ans ausländische Hochgeschwindigkeitsnetz› wurde in den letzten 15 Jahren über eine Milliarde Franken in Ausbauten des Schienennetzes investiert. Dies mit dem Ziel, Reisezeiten zwischen der Schweiz und Städten wie Paris, Lyon, München, Ulm und Stuttgart zu verkürzen», so ein Sprecher des Bundesamts für Verkehr (BAV). Svp-verkehrspolitiker Benjamin Giezendanner sagt, er sei ein «Fan» des Schweizer ÖV. «Der Taktfahrplan macht die Schweiz aus, denn die Pünktlichkeit der SBB ist ein grosses Privileg und das möchte ich nicht riskieren zu verlieren», so der Aargauer Nationalrat. Seine Befürchtung: Wenn regelmässig europäische Hochgeschwindigkeitszüge durch die Schweiz rasen, würden sie nationale und regionale Züge verdrängen: «Der Schweizer Taktfahrplan wäre gefährdet.» Er glaubt nicht an eine Verbesserung für die Kunden mit Eu-zügen. «Eine Verbindung am Tag Richtung Norden oder Süden würde es vertragen, aber nicht die ganze Zeit.»
Anders sieht das Glp-nationalrätin Katja Christ. Sie plädiert für eine engere Zusammenarbeit
mit der EU und verlangt vom Bundesrat Tempo und enge Gespräche mit der EU. Ihr sind die Züge in der Schweiz viel zu langsam. «Ich rede von echten Hochgeschwindigkeitszügen mit Geschwindigkeiten von 300 bis 400 km/h. Durchschnittlich fahren wir in der Schweiz gerade mal mit 100 km/h», so Christ. Ähnlich sieht es der Verein Swissrailvolution. «Die Schweiz muss sich ihrer historischen Rolle im Zentrum der europäischen Netze bewusst sein und damit ihre Position als wichtiger Wirtschaftsstandort sichern», sagt Generalsekretär Tobias Imobersteg.
Die SBB will sich auf Anfrage nicht in die politische Diskussion einmischen.