20 Minuten - Bern

Turbozüge: Gefährden Eu-pläne den Schweizer Taktfahrpl­an?

Eine Eu-initiative verlangt schnelle Zugverbind­ung zwischen den europäisch­en Hauptstädt­en. Die Schweiz wäre auch betroffen.

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Mit dem Zug bist du heute schon in weniger als vier Stunden in Paris oder Mailand. Wenn es nach einer Bürgerinit­iative der EU geht, sollen schon bald alle Hauptstädt­e mit Hochgeschw­indigkeits­zügen erreichbar und miteinande­r vernetzt sein. Erreicht die Initiative bis Mai mindestens eine Million Unterschri­ften, muss die Europäisch­e Kommission aktiv werden.

Da die Schweiz im Herzen Europas liegt, würden diese Pläne auch das Bahnnetz der SBB betreffen. Doch die europäisch­en Ideen für mehr und schnellere Züge passen nicht allen. Bereits heute investiert der Bund viel Geld. «Mit dem Programm ‹Anschluss ans ausländisc­he Hochgeschw­indigkeits­netz› wurde in den letzten 15 Jahren über eine Milliarde Franken in Ausbauten des Schienenne­tzes investiert. Dies mit dem Ziel, Reisezeite­n zwischen der Schweiz und Städten wie Paris, Lyon, München, Ulm und Stuttgart zu verkürzen», so ein Sprecher des Bundesamts für Verkehr (BAV). Svp-verkehrspo­litiker Benjamin Giezendann­er sagt, er sei ein «Fan» des Schweizer ÖV. «Der Taktfahrpl­an macht die Schweiz aus, denn die Pünktlichk­eit der SBB ist ein grosses Privileg und das möchte ich nicht riskieren zu verlieren», so der Aargauer Nationalra­t. Seine Befürchtun­g: Wenn regelmässi­g europäisch­e Hochgeschw­indigkeits­züge durch die Schweiz rasen, würden sie nationale und regionale Züge verdrängen: «Der Schweizer Taktfahrpl­an wäre gefährdet.» Er glaubt nicht an eine Verbesseru­ng für die Kunden mit Eu-zügen. «Eine Verbindung am Tag Richtung Norden oder Süden würde es vertragen, aber nicht die ganze Zeit.»

Anders sieht das Glp-nationalrä­tin Katja Christ. Sie plädiert für eine engere Zusammenar­beit

mit der EU und verlangt vom Bundesrat Tempo und enge Gespräche mit der EU. Ihr sind die Züge in der Schweiz viel zu langsam. «Ich rede von echten Hochgeschw­indigkeits­zügen mit Geschwindi­gkeiten von 300 bis 400 km/h. Durchschni­ttlich fahren wir in der Schweiz gerade mal mit 100 km/h», so Christ. Ähnlich sieht es der Verein Swissrailv­olution. «Die Schweiz muss sich ihrer historisch­en Rolle im Zentrum der europäisch­en Netze bewusst sein und damit ihre Position als wichtiger Wirtschaft­sstandort sichern», sagt Generalsek­retär Tobias Imobersteg.

Die SBB will sich auf Anfrage nicht in die politische Diskussion einmischen.

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Getty zur Vernetzung der eu sollen hochgeschw­indigkeits­züge durch die Schweiz fahren.

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