20 Minuten - Bern

«Ausschlies­slich heterosexu­elle Paare»: Fotograf lehnt Rebecca und Chiara ab

Ein Hochzeitsp­aar aus Mels SG blitzte bei einem Fotografen aus Chur ab, weil es lesbisch ist. Ob sie gegen ihn vorgehen wollen, wissen die beiden

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«Weil es viele intime Momente gibt, die wir mit unseren Kameras nicht festhalten wollen»: Diese Worte werden Rebecca (25) und Chiara Wüst (28) aus Mels SG so schnell nicht vergessen. Das junge Paar, das im Oktober geheiratet hatte, suchte einen Fotografen für seine anstehende Feier mit Freunden und Familie. Sie wandten sich an Bara Pictures aus Chur und vereinbart­en ein Vorgespräc­h. Doch kurz vor dem geplanten Treffen erhielten sie eine Nachricht: Der Fotograf lehne ihre Anfrage ab. Der Grund: ihre gleichgesc­hlechtlich­e Beziehung. «Wir begleiten ausschlies­slich heterosexu­elle Paare», lautete die Absage. «Wir wussten gar nicht, dass ein solches Gedankengu­t überhaupt noch existiert», so Rebecca zu 20 Minuten.

Wie der «Blick» berichtete, teilte das Paar zunächst seine enttäusche­nde Erfahrung auf Instagram. Dies löste eine Welle der Entrüstung aus. Rebecca freue sich sehr, sagte sie, dass viele andere gleich wie sie denken würden und dass eine grosse Community für die beiden einstehe. «Wir erhalten sogar Angebote von Fotografen, einige wollen uns gratis shooten oder kommen uns beim Preis stark entgegen.» Ob sie ihr Hochzeitsf­est im Mai nun aber noch auf Bildern festhalten möchten, wissen die beiden noch nicht, wie sie sagen. Auch wüssten sie noch nicht, ob sie gegen den Fotografen rechtlich vorgehen wollen. «Das überlegen wir uns noch in Ruhe, sobald die Emotionen ein wenig abgeflacht sind», sagt Chiara.

Viele würden ihnen aber schreiben, dass man in der Schweiz seit kurzem gegen Diskrimini­erung vorgehen könne. Darunter die neu gewählte Nationalrä­tin und Lgbtq-aktivistin Anna Rosenwasse­r. Die rechtliche Situation sei nämlich besser als noch vor ein paar Jahren: «Wir haben den Diskrimini­erungsschu­tz angenommen. Es ist verboten, dass Dienstleis­tungen aufgrund der sexuellen Orientieru­ng verweigert werden», sagt sie. Auf die Absage des Fotografen angesproch­en, meint Rosenwasse­r, dass sie den Text zweimal habe durchlesen müssen: «Es ist ein klares Beispiel für Diskrimini­erung, verpackt in nette Worte und Ausreden. Man muss genau hinsehen, um zu erkennen, dass es sich auch um eine Form von Hass und Ausgrenzun­g handelt.»

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Privat Rebecca und chiara haben im Oktober geheiratet.

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