Kein Lob, keine Spiele: So leben Maya-kinder
Die Kindererziehung läuft bei indigenen Völkern meist anders ab, als es bei uns üblich ist.
Wenn hierzulande ein Neugeborenes zur Welt kommt, zieht das oft die Aufmerksamkeit der ganzen Bekanntschaft auf sich. Die Erziehung ist ein grosses Thema, so stellt ein Kind oft den ganzen Alltag seiner Eltern auf den Kopf. Doch nicht so bei den indigenen Völkern in Mittel- und Südamerika. Dort läuft vieles anders.
Die Us-journalistin Michaeleen Doucleff hat verschiedene indigene Völker auf der ganzen Welt besucht und festgestellt: Meist dreht sich gar nichts um die Kinder. Während hier die Erziehung hauptsächlich Elternsache ist und somit zwei Personen, oft sogar nur eine Person allein, dafür verantwortlich sind, erzieht in vielen Teilen der Welt die ganze Grossfamilie oder gar das ganze Dorf mit. So auch bei den Mayas. Die Mütter lassen ihre Kinder auch im Haushalt mit anpacken, wenn sie noch keine grosse Hilfe sind, wie Doucleff dem «Tages-anzeiger» erzählte. Sie werden aber nicht etwa gezwungen, sondern beteiligen sich freiwillig – denn sie wollen dazugehören.
Mayas loben oder belohnen ihre Kinder nicht. Stattdessen lächeln und nicken sie nur. Weit wirksamer als Lob sei es auch, den Beitrag des Kindes einfach zu akzeptieren, so wie er sei, sagte Doucleff im Interview mit «Der Standard». «Ich habe bei den Maya beobachtet, wie ein Mädchen seiner Mutter dabei helfen wollte, Tortillas zu formen, und das Ergebnis sah wirklich schrecklich aus. Ihre Mutter hat sie trotzdem herausgebraten.» Sie habe den Teig manchmal noch etwas zurechtgezupft, kritisierte aber nicht. «Das Kind war glücklich, weil es einen Beitrag geleistet hatte.»
Kinder der Maya spielen zwar, doch nicht mit den Erwachsenen. So spielen sie selbstständig, ohne Input der Eltern oder Spielzeug, das von diesen beschafft wird. Oft ahmen sie die Tätigkeiten der Grossen nach. Erwachsene Mayas sprechen ausserdem viel weniger mit ihren Kindern, als es in Europa gebräuchlich ist. Auch bei den Runa im Amazonasgebiet werden mit kleinen Kindern keine langen Gespräche geführt, wie die NZZ schrieb. Stattdessen hörten sie komplexen Gesprächen zwischen Erwachsenen zu.