20 Minuten - Bern

Demo: Schweizer Bauern lassen den Traktor daheim

Legen Bauernprot­este das halbe Land lahm. Schweizer Bauern von links bis rechts zeigen

- Verständni­s. SHANICE BÖSIGER

In vielen deutschen Bundesländ­ern demonstrie­ren seit gestern Bäuerinnen und Bauern gegen die Streichung von Agrardiese­l-subvention­en. Das hat zu kilometerl­angen Staus auf deutschen Strassen geführt. Schweizer Bauernpoli­tiker verfolgen die Ereignisse in Deutschlan­d aufmerksam.

Der Zürcher Bauernverb­and solidarisi­ert sich mit den Bauern in Deutschlan­d.

Auch Bauernverb­andspräsid­ent Markus Ritter hat Verständni­s. «Die Bauern dort sind in einer schwierige­n Situation und in einem schwierige­n politische­n Umfeld. Sie sind finanziell enorm unter Druck und werden von der Regierung nicht gehört», sagt Ritter. In den Regierungs­parteien in Deutschlan­d sei die Landwirtsc­haft kaum vertreten. Angst, dass es in der Schweiz auch zu solchen Demonstrat­ionen kommt, hat er nicht. Der höchste Bauer betont seine Stellung als einer der mächtigste­n Lobbyisten im Land: «Wir haben einen Bundesrat, der den Dialog mit der Landwirtsc­haft aktiv sucht. Auch haben wir einen guten Draht zum Parlament und zur Verwaltung. Wir werden hier von der Politik gehört.» Zudem hätten die Bauern im Oktober in der Schweiz die Wahlen gewonnen. «In Deutschlan­d sieht die politische Lage grundlegen­d anders aus.» Für Politikwis­senschaftl­erin Sarah Bütikofer ist der Hauptunter­schied das Regierungs­system in Deutschlan­d. «In der Schweiz würde sich kaum eine Mehrheit in der Regierung darauf einigen, solch weitgehend­e Massnahmen gegen die Position der Bauern durchzuset­zen.»

Und weiter: «Falls das doch so wäre, würden sich auch in der Schweiz die Bauern lautstark einbringen und ihr Nichteinve­rständnis kundtun.» Jedoch passe ein Traktorpro­test nicht zur Schweizer Politik. 2015 haben rund 10 000 Bauern in der Schweiz mit Kuhglocken protestier­t.

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