20 Minuten - Bern

«Wir als Verband wollen, dass Kinder einen Doppelname­n haben können»

Das Namensrech­t in der Schweiz soll revidiert werden. Wir haben bei einem Experten nachgefrag­t.

- CLAUDIA BLUMER

Künftig sollen Verheirate­te ihre Namen flexibler kombiniere­n können. Auch Kinder sollen beide Familienna­men ihrer Eltern bekommen, wenn diese das wünschen. An einer Revision des Namensrech­ts arbeitet das Parlament (siehe Box). Roland Peterhans, Präsident schweizeri­scher Verband für Zivilstand­swesen und Fachexpert­e beim Zivilstand­samt der Stadt Zürich, befürworte­t die Revision.

herr Peterhans, seit 2013 können Paare entscheide­n, ob das Kind wie der Vater oder wie die Mutter heisst. wie oft wird es der Name der Mutter?

Bei denen, die heiraten, nehmen 75 Prozent der Frauen den Namen des Partners an. Bei ihnen ist es klar, dass das Kind den gleichen Namen haben wird. Bei denen, die trotz Heirat unterschie­dlich heissen, und bei den Unverheira­teten wählen die Paare aber überwiegen­d den Namen des Vaters für das Kind. Ich schätze, dass in acht von zehn Fällen das Kind den Namen des Vaters bekommt.

Kommt es vor, dass Paare vor dem zivilstand­sbeamten streiten?

Sehr selten. Einmal habe ich ein

Paar nach Hause geschickt, weil sie sich nicht einigen konnten, wie das Kind heissen soll. Doch sie haben sich dann im Stadthaus zurückgezo­gen und sind wiedergeko­mmen. Sie haben sich darauf geeinigt, dass das Kind wie der Vater heissen soll.

Merken Sie bei Paaren, dass jemand nachgegebe­n hat und vielleicht frustriert ist?

In der Regel haben sich die Paare vorher geeinigt. Ein klassische­r Ablauf ist etwa so: Ich frage, welchen Namen die Eltern für sich selber und für das Kind wollen. Dann schaut der Mann die Frau an, das bedeutet, sie haben das besprochen. Dann sagt die Frau, sie nehme den Namen ihres Mannes an und das Kind solle auch so heissen. An der Art, wie sie das sagt, merkt man, wie glücklich sie damit ist. Es ist schon so, dass es in dieser Frage häufig einen Verlierer gibt oder eben eine Verliereri­n. Das ist schade. Deshalb setzen wir uns als Verband dafür ein, dass Kinder künftig einen Doppelname­n haben können.

warum ist es Vätern so wichtig, dass die Kids heissen wie sie?

Das hat mit Traditione­n zu tun. Bis 1987 mussten Frauen den Namen des Mannes annehmen und die Kinder hiessen automatisc­h wie der Vater. Es hat für den Mann auch mit dem Thema Stammhalte­r zu tun, der Familienna­me soll nicht aussterben.

Dann bestehen vor allem ältere oder konservati­vere Väter darauf?

Nein. Der Wunsch zieht sich durch alle Altersgrup­pen und Gesellscha­ftsschicht­en und hat meiner Meinung nach nichts mit politische­n Ansichten zu tun. Auch nicht mit dem gelebten Familienmo­dell. Der Wunsch ist auch bei Verheirate­ten wie bei Unverheira­teten gleicherma­ssen vorhanden.

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Privat zivilstand­samt-fachexpert­e Roland Peterhans.

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