«Es fühlt sich wie ein Tritt in die Hoden an»
F. M. hat sich vor sechs Jahren einer Vasektomie unterzogen. Seither leidet er an heftigen Schmerzen.
«Anfangs war der Schmerz ganz stark – wie ein Tritt in die Hoden. Es ist ein Schmerz, der an eine Zerquetschung erinnert. Ich hatte das Gefühl, dass mein Hoden platzt. Ich dachte, ich halte das nicht aus», erzählt F. M.* von seinen Schmerzen. Er leidet unter dem Post-vasektomie-syndrom. Damit werden chronische Schmerzphänomene und/oder Drucksensationen nach einer Vasektomie (Sterilisation) im
Unterleibsbereich des Mannes bezeichnet.
Vor sechs Jahren hatte er sich für die Vasektomie entschieden. «Mein grösster Fehler», wie er sagt. Eigentlich wollte er nur dafür sorgen, keine Kinder mehr zu bekommen und damit seine Freundin in Sachen Verhütung zu entlasten. Langfristig sei eine Vasektomie die beste Option. Die Operation sei gut verlaufen. Doch kurz danach habe der Schmerz angefangen. «Ich habe keine einzige schmerzfreie Minute. Einmal bin ich fast in Ohnmacht gefallen.» Dass es besser sei, habe er nur den Opiaten zu verdanken: «Wäre der Schmerz weiterhin so wie am Anfang, würde ich nicht mehr leben.»
So wie M. geht es laut Studien zwischen 5 und 15 Prozent. Eine verlässliche Zahl gibt es jedoch nicht. Auch die genaue Ursache kennt man laut Urologen nicht, man vermutet einen Rückstau von Spermien in den Nebenhoden oder eine Verletzung von Nerven. Längerfristige Schmerzen nach der OP können auch zu einer Libidoverminderung führen.
Das kennt auch M. Zu Beginn sei Sex schwierig gewesen, doch heute sei es kein Problem mehr. Eher im Gegenteil: «Der Schmerz ändert sich sowieso fast nicht mehr. Beim Sex, beim Sport oder nach dem Aufstehen ist es sogar zeitweise angenehmer.» Trotzdem habe das Post-vasektomie-syndrom auch seine Beziehung sehr belastet. «Ich würde sie nicht mehr machen, selbst wenn die Wahrscheinlichkeit, unter den Nebenwirkungen zu leiden, nur 1:1 000 000 wäre.»