20 Minuten - Bern

Politik fordert lockere Bauvorschr­iften

Bürgerlich­e Politiker die Vorschrift­en zur Mindestgrö­sse und -höhe für Zimmer kippen. Gegner befürchten Nachteile für Mietende.

- CHRISTINA PIRSKANEN

Im Kanton Zürich wollen die SVP, GLP und FDP die Mindestflä­che und Mindesthöh­e von Räumen aus dem Baugesetz streichen. Eine parlamenta­rische Initiative dazu wurde diese Woche im Kantonsrat mit 103 zu 60 Stimmen vorläufig unterstütz­t. Stand heute dürfen – ausser in Einfamilie­nhäusern und «vergleichb­aren Wohnungsar­ten» – keine Räume gebaut werden, die weniger als zehn Quadratmet­er gross sind. Auch gilt eine Mindesthöh­e von 2,4 Metern, respektive 2,3 Metern in Kernzonen. Gestrichen werden soll auch die Bestimmung, dass die Mindesthöh­e bei Räumen mit Dachschräg­en über mindestens die Hälfte der Bodenfläch­e vorhanden sein soll. Die bürgerlich­en Befürworte­r im Kantonsrat argumentie­ren damit, dass die Bestimmung­en überholt seien und innovative Raumlösung­en verhindert­en. Die linken Parteien hingegen stellen sich geschlosse­n gegen das Vorhaben. Man riskiere weniger Komfort für die Wohnbevölk­erung – die Regel zur Mindestgrö­sse eines Zimmers sei zum Schutz der Menschen eingeführt worden.

Einige Kantone kennen keine Vorschrift­en zu Mindestgrö­sse und -höhe, in Luzern etwa sind sie hingegen ähnlich geregelt wie bisher in Zürich. Allgemein ist die Liste der Vorschrift­en in den Gesetzen rund um den Baubereich lang – Tendenz steigend, wie Markus Meier, Direktor des Hauseigent­ümerverban­ds (HEV), beobachtet. Bergen weniger

Vorschrift­en ein Risiko für Bewohnerin­nen und Bewohner? Könnte es in Zürich bald Miniwohnun­gen analog zu jenen in Manhattan geben? Meier: «Das Risiko sind nicht Miniwohnun­gen, sondern dass niemand mehr bauen will und dadurch keine Wohnungen mehr angeboten werden, weil alles zu stark reguliert ist.»

Anders sieht das Michael Töngi, Grünen-nationalra­t und Vizepräsid­ent des Schweizer Mieterinne­n- und Mieterverb­ands. Er sieht Risiken im Zürcher Vorhaben. «In der heutigen Zeit, in der so viel Druck auf den Mieterinne­n und Mietern lastet und sie die Wohnungen nehmen müssen, die sie finden, muss man die Bewohnende­n schützen», erklärt Töngi. Er wolle nicht, dass plötzlich etwa 4-ZimmerWohn­ungen ausgeschri­eben würden, die dieser Bezeichnun­g gar nicht wirklich entspreche­n würden.

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Getty weg mit einer Grössenvor­schrift für wohnungen.

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