7600 Tote in einem Jahr – das musst du zur Gewalteskalation in Ecuador wissen
QUITO Bewaffnete Männer stürmten in Ecuador während einer Livesendung ein Tv-studio und nahmen Geiseln. Ein Experte erklärt, warum die Situation in Ecuador aus dem Ruder läuft.
Bewaffnete Männer drangen am Dienstag in der Hafenstadt Guayaquil in die Räume eines Tv-senders ein und nahmen während einer Livesendung Geiseln. Laut Polizei konnten Spezialeinheiten die Leute befreien – und 13 Verdächtige verhaften.
Was sind die Hintergründe?
Nachdem dem Gangboss Fito kurz vor der Verlegung in ein anderes Hochsicherheitsgefängnis die Flucht gelang und es in Gefängnissen zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Banden kam, erklärte die Regierung am Montag den Ausnahmezustand. Mit der Mobilisierung der Streitkräfte möchte der im Oktober frisch gewählte Präsident Daniel Noboa die ausufernde Bandengewalt bekämpfen.
Wer steckt hinter dem Angriff ?
Ob der Angriff auf das Tv-studio mit Fitos Verschwinden zusammenhängt, ist unklar. Lateinamerikaexperte Günther Maihold ist sich aber relativ sicher, dass Fitos Bande dahintersteckt. «Das ist eine Kampfansage an die Regierung, die eine härtere Gangart gegen die kriminellen Gruppen angekündigt hat.»
Warum nimmt die Gewalt zu?
In den letzten Jahren verschlechterte sich die Sicherheitslage dramatisch. Die Zahl der gewaltsamen Todesfälle lag allein letztes Jahr bei rund 7600. Das habe damit zu tun, dass der Drogenhandel sich verlagere, sagt Maihold.
Welche kriminellen Organisationen sind in Ecuador präsent?
Die Regierung hat 22 verschiedenen Gruppierungen den Kampf angesagt. «Zahlreiche kleinere Banden kämpfen in den Gefängnissen und auf der Strasse um die Vorherrschaft», so Maihold. Zudem versuche die albanische Mafia, ihre Präsenz in Ecuador zu erhöhen.
Wie kann das Militär den Krieg gegen die Gangs gewinnen?
Mit der Mobilisierung des Militärs allein werde die Regierung das nicht schaffen, sagt Maihold. «Entscheidend wird sein, die Strukturen der kriminellen Organisationen zu schädigen.»
Welche Auswirkungen hat die situation international?
In Peru hat die Regierung die Entsendung von Polizeikräften an die Grenze angeordnet. Kolumbien und Argentinien boten Ecuador Hilfe an.