Wolodimir Selenski bedankt sich bei der Schweiz für Hilfe
Der derzeit wohl am meisten gefährdete Präsident der Welt, Wolodimir Selenski, traf gestern unsere Regierung. Dann reiste er weiter ans WEF.
Ausnahmezustand in Bern: Bereits frühmorgens war das Areal um den Bundesplatz weiträumig abgesperrt, in der Innenstadt wimmelte es von Polizisten und Sicherheitskräften. Auf dem Bundeshausbalkon waren vermummte Scharfschützen postiert, am Himmel schwirrten Helikopter. Grund dafür war Besuch aus der Ukraine. Am Ende des Tages resultierte tatsächlich Handfestes: Die Schweiz will gemeinsam mit der Ukraine eine «hochrangige» globale Friedenskonferenz organisieren.
Diese solle möglichst breitflächig sein, sagte Bundesrätin Viola Amherd an der gemeinsamen Medienkonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski. Möglichst viele Länder sollen miteinbezogen werden. Für die Organisation der Friedenskonferenz würden schweizerische und ukrainische Teams bereits heute mit der Arbeit beginnen. Selenski stellte aber auch klar, dass Russland nicht eingeladen werde. Er bedankte sich für die humanitäre Unterstützung der Schweiz –
etwa die Entminungsarbeiten, für die der Bundesrat weitere 100 Millionen Franken versprach. «Eure Neutralität heisst nicht, dass ihr die Realität ignoriert», so der ukrainische Präsident. Zudem seien für den Zeitraum 2025 bis 2028 bereits 1,5 Milliarden Franken für die weitere Unterstützung der Ukraine eingeplant, so Amherd.
Für Selenski war es ein langer Tag in der Schweiz. Nachdem Aussenminister Ignazio Cassis (FDP) ihn bei seiner Landung am späten Vormittag am Flughafen Zürich empfangen hatte und sie zusammen im Militärhelikopter nach Bernbelp geflogen waren, traf der ukrainische Präsident mit rund 25 Fahrzeugen beim Bundeshaus ein. Am Strassenrand schwenkten zahlreiche Landsleute ukrainische Flaggen. «Er ist ein Superpräsident», schwärmte eine junge Frau. Im hermetisch abgeriegelten Parlamentsgebäude, vor dem gar Ständeräte bei einigen Checkpoints weggewiesen wurden, traf sich Selenski mit Ständeratspräsidentin Eva Herzog und Nationalratspräsident Eric Nussbaumer (beide SP).
Nach der Medienkonferenz mit Viola Amherd reiste Selenski umgehend weiter nach Davos ans WEF.