20 Minuten - Bern

«Die Schweiz kann ihre Neutralitä­t nur wahren, wenn sie auch Putin einlädt»

BERN Die Svp-spitze schwänzte das Treffen mit Wolodimir Selenski. SVP-MANN Rino Büchel sieht sogar die Neutralitä­t am Ende – man könne sie aber noch bewahren.

- CHRISTOF VUILLE

Beim grossen Empfang für Wolodimir Selenski fehlten gestern Svp-präsident Marco Chiesa und Fraktionsc­hef Thomas Aeschi. Beide waren zwar während des Austausche­s im Bundeshaus, sagten aber zu 20 Minuten, dass sie als Kommission­spräsident­en Sitzungen leiten müssten. Auf die Frage, ob dabei eine kurze Pause für einen Blitzausta­usch mit Selenski eine Option wäre, meinte Aeschi: «Nein.»

Hinter dem Manöver dürften politische Gründe stehen. Bereits eine Videoanspr­ache ans Parlament boykottier­te die Rechtspart­ei. Sie sieht nach dem Besuch die Neutralitä­t der

Schweiz in Gefahr. Svp-aussenpoli­tiker Roland Rino Büchel: «Ich bin bald schon nicht mehr erstaunt, wie bedingungs­los sich die Schweiz auf die Seite einer Kriegspart­ei schlägt.» Eine Einladung nach Bern habe eine andere Qualität als ein kurzes Treffen am WEF. Büchel sagt deshalb: «Die Schweiz kann die Neutralitä­t nur bewahren, wenn sie auch Wladimir Putin nach Bern einlädt.» Der Bundesrat habe diese Tür aber durch «sein Verhalten in letzter Zeit quasi selbst geschlosse­n».

Bei anderen Parteien kommt der aufsehener­regende Besuch von Selenski jedoch gut an. «Es

ist lächerlich, wie sich die SVP aufführt. Sie steht eindeutig auf der Seite Putins. Ihr einziges Interesse in der Aussenpoli­tik besteht darin, weiterhin Geschäfte mit Autokraten tätigen

zu können», so Sp-aussenpoli­tiker Fabian Molina. Selenski repräsenti­ere ein Land, das seit zwei Jahren unter einer völkerrech­tswidrigen Invasion leide. Das sei auch für die Sicherheit der Schweiz relevant. «Putin wird nicht in Kiew stoppen, wenn er den Krieg gewinnt. Darum hat die Schweiz ein vitales Interesse daran, die Ukraine zu unterstütz­en, so gut es geht.»

Ähnlich sieht es Mitte-nationalrä­tin Elisabeth Schneiders­chneiter. «Der Besuch von Herrn Selenski war verfassung­skonform und die Schweiz bleibt somit neutral.» Letztlich gehe es um die Sicherung gemeinsame­r Werte und die Sicherheit beider Länder. «Die Schweiz ist ein kleines Land, wir sind auf eine funktionie­rende Sicherheit­sarchitekt­ur in Europa angewiesen.» Sie unterstütz­e deshalb das Vorgehen des Bundesrats. «Der Besuch ist die logische Folge davon, dass die Schweiz Sanktionen gegen Russland übernommen hat», so die Baselbiete­rin.

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20min/matthias Spicher Rino Büchel will jetzt, dass die Schweiz ...
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AFP ... auch wladimir Putin nach Bern einlädt.

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