Männer stöhnen seltener als Frauen – daran liegt es
Viele Frauen wünschen sich, dass Männer beim Sex ihre Leidenschaft lauter zum Ausdruck bringen. In der Regel sind sie jedoch die stillere Partei. Eine Expertin erläutert, warum.
Male Whimpering, auf Deutsch männliches Gewimmer, hat 207 Millionen Aufrufe auf Tiktok. In den Clips sind stöhnende männliche Stimmen zu hören. Die hohen Aufrufe und Kommentare wie «Speichere ich!» zeigen, dass der Bedarf hoch ist. Doch wieso sind Männer leiser im Bett? Beatrix Roidinger, Autorin des Buches «Best Lover», klärt auf.
frau Roidinger, viele frauen wünschen sich, dass Männer stöhnen. Woran liegt es?
Männer haben Druck zu performen. Stöhnen hat etwas mit Verletzlichkeit zu tun. Bei Frauen wird das als positiv ausgelegt. Bei Männern ist es das Gegenteil. Sie sind weniger sozialisiert, Gefühle zu zeigen, und verlieren seltener die Kontrolle.
Warum ist Kontrollverlust beim Orgasmus gut?
Viele Männer sind unsicher beim Sex und denken mehr darüber nach, was sie als Nächstes tun sollen, als sich hinzugeben. Und dann kommt ihnen oft vor lauter Leistungsstress die nötige Erregung abhanden. Das kann so weit gehen, dass sie Erektionsprobleme bekommen oder eine Orgasmushemmung. Um mehr ins körperliche Spüren zu kommen, sich also gehen zu lassen, hilft tiefes, lautes Atmen.
Auch in Mainstreampornos sind Männer oft die leisere Person. Wird uns dieses Verhalten antrainiert?
Es gibt wenig Raum, um Erregung in der frühen Jugend auszuprobieren. Selten sagen Eltern: «Dein Körper ist toll, probiere ihn aus – hier ist ein Zimmer, wo du nicht gestört wirst.» Masturbation ist nach wie vor mit Scham behaftet. Die Angst, dass jemand reinkommt, ist zu gross. Also bringt man die Selbstbefriedigung schnell und leise – meist mit flachem Atem – hinter sich.
Und bei frauen?
Frauen sind so sozialisiert, dass Stöhnen ein Ausdruck von Lust ist. Ihnen sieht man die Erregung, im Vergleich zum Mann mit Erektion, nicht direkt an. Also bringen sie ihr Verlangen durch Laute oder Atmung zum Ausdruck.