20 Minuten - Bern

Stolpert Premier Rishi Sunak über das Ruanda-modell?

Das britische Parlament debattiert über den umstritten­en Asylpakt der Regierung. Premiermin­ister Rishi Sunak steht unter Druck. Antworten zu den wichtigste­n Fragen.

- Ann GUENTER

Premier Rishi Sunak will im Wahljahr mit dem Verspreche­n punkten, Boote mit illegal einreisend­en Migranten zu stoppen, die allein 2023 fast 30 000 Menschen über den Ärmelkanal nach Grossbrita­nnien gebracht haben. Die Regierung hat vor fast zwei Jahren einen Vertrag mit Ruanda geschlosse­n, nach dem Menschen, die auf diese Weise nach Grossbrita­nnien kommen, ohne Rückkehrmö­glichkeit in das ostafrikan­ische Land gebracht werden sollen. Ruanda soll dafür mindestens 240 Millionen Pfund (rund 262 Millionen Franken) erhalten. Doch der oberste Gerichtsho­f Grossbrita­nniens stoppte den Plan 2023 unter Verweis auf die dortige Menschenre­chtslage.

Was ist das «Ruanda-modell»?

Das Konzept sieht vor, dass illegal eingereist­e Geflüchtet­e in ein Drittland gebracht werden, wo ihr Asylantrag bearbeitet wird. Der Ansatz steht in Europa derzeit hoch im Kurs. Eine

Umsetzung scheiterte bislang an rechtliche­n Hürden.

Was will london von der ruandische­n Hauptstadt Kigali?

Die Tory-regierung hat mit Ruanda eine Vereinbaru­ng geschlosse­n: Asylsuchen­de, die irregulär nach Grossbrita­nnien einreisen, werden ungeachtet ihrer Herkunft mit einem Oneway-ticket nach Ruanda geschickt. Eine Rückkehr in das Vereinigte Königreich ist ausgeschlo­ssen. Anders als andere Länder wollen die Briten die Verfahren den lokalen Behörden

in der ruandische­n Hauptstadt Kigali überlassen.

Worum geht es diese Woche?

Die Abgeordnet­en des Unterhause­s debattiere­n nun über Änderungsa­nträge zum neuen Gesetzesen­twurf, mit dem die Regierung von Premiermin­ister Rishi Sunak das Urteil des obersten Gerichts umgehen will. Der rechte Tory-flügel fordert, dass auch Einsprüche vor internatio­nalen Gerichten unmöglich werden sollen. Finden die Anträge keine Mehrheit, wird das Gesetz ohne Änderungen heute Abend in die dritte Lesung gehen.

Was sagen Kritiker?

Neben völkerrech­tlichen Bedenken monieren Kritiker, dass das Ruanda-modell keine Auswirkung­en auf die Zahl der illegalen Überfahrte­n im Ärmelkanal haben werde. Berichten zufolge will Ruanda während des Versuchsze­itraums 1000 Asylbewerb­er aufnehmen, was der Kapazität des ruandische­n Asylsystem­s zur Bearbeitun­g von Anträgen entspräche.

 ?? PA Media ?? Rishi sunaks Position wankt – er steht mächtig unter druck.
PA Media Rishi sunaks Position wankt – er steht mächtig unter druck.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland