«Widerspricht jeder Vernunft»: Eis aus Grönland für Dubai
Das Unternehmen sagt, der Eisexport verhelfe Grönland zu einer grüneren Zukunft.
In den Bars von Dubai kann man seinen Drink mit in Grönland geschöpftem Gletschereis kühlen lassen. Möglich macht es Arctic Ice. Das Start-up erntet Eis aus den Fjorden Grönlands und verschifft es rund 9000 Seemeilen (ca. 17000 Kilometer) in das Emirat. Weil das Eis rund 100 000 Jahre gefroren und nie mit verschmutztem Boden in Kontakt gekommen sei, sei es das reinste der Welt, behauptet die Firma. Erst vor Wochen hat das Unternehmen die ersten 20 Tonnen Eis nach Dubai verfrachtet. Mitgründer Malik Rasmussen erklärte dem «Guardian», dass die Schollen mit einem Kran aus dem Meer gefischt würden, dann verkleinert und
in gekühlten Spezialcontainern auf Frachtschiffe verladen.
«Solltet ihr euch nicht lieber um die Auswirkungen der globalen Erwärmung kümmern, anstatt Gletscherwasser zu verkaufen?», wird etwa auf Social Media mit grosser Bestürzung gefragt. Dabei, so bekräftigt Rasmussen, leiste das Unternehmen einen ökologischen Beitrag: Das Eis werde nur da geerntet, wo es bereits vom
Hauptgletscher abgelöst worden sei. Diese Eisschollen, so Rasmussen, müssten ohnehin aus dem Wasser entfernt werden. Arctic Ice bremse die Klimaerwärmung sogar.
Kann das Geschäftsmodell tatsächlich ökologisch sein? «Der Transport von Eis aus Grönland in alle Welt und nach Dubai hat in jedem Fall einen sehr hohen negativen Impact wegen der Transportemissionen
und widerspricht jeglicher Vernunft», ordnet Gletscherexperte Samuel Nussbaumer von der Universität Zürich ein. Er würde einen solchen Drink daher nicht konsumieren. Die Aussage, die Klimaerwärmung werde gebremst, könne er nicht nachvollziehen: «Man könnte sogar argumentieren, dass die hellen Eisschollen die einfallende Strahlung besser reflektieren als die dunkle Meeresoberfläche.»