Start-ups: Deshalb dominieren Männer
Eine Start-up-gründerin, die in der Schweiz Karriere gemacht hat, erklärt, warum in unserem Land die Männer die Start-up-szene dominieren.
Frauen spielen in Schweizer Start-ups bloss eine Nebenrolle, wie neue Zahlen von EY zeigen: 2023 sicherten sich 484 Startups mindestens eine Finanzierungsrunde, nur zehn ihrer Gründerteams bestehen ausschliesslich aus Frauen. Bloss bei 108 der Jungunternehmen beziehungsweise bei 22 Prozent ist mindestens eine Frau im Gründerteam, in 366 besteht es nur aus Männern. Und nur zwei Prozent der Start-ups gründeten ausschliesslich Frauen. Bei 76 Prozent der von EY erfassten Start-ups hingegen sind alle Gründer Männer.
Dafür gibt es laut Clivia Koch viele Gründe, wie die Präsidentin des Verbands Wirtschaftsfrauen Schweiz zu 20 Minuten sagt. Viele Frauen trauten sich weniger zu als die Männer, sie gingen weniger gern Risiken ein und seien weniger wettbewerbsorientiert. Doch das seien genau die Qualitäten, die in der Start-up-welt gefragt seien.
Die Frauen seien in der Schweizer Wirtschaft aber auch mit mehr Vorurteilen konfrontiert und müssten sich stärker beweisen als die Männer. Diese hielten oft an veralteten Rollenbildern fest und rekrutierten deshalb lieber Männer. «Ich musste den Männern auf den Füssen rumtreten, bis sie mich als gleichwertig wahrnahmen», so Koch, die selbst auch schon ein Start-up gegründet hat und in der männerdominierten Wirtschaft Karriere gemacht hat – als CEO.
Viele Frauen müssten aber auch ihre Denkweise ändern, sagt Koch. Bei börsenkotierten Firmen hätten die Frauen in den Geschäftsleitungen oft einen Migrationshintergrund und arbeiteten mit viel Elan und Engagement gezielt auf eine Karriere hin. Diese Frauen müssten sich in der Schweiz erst beweisen und kämpften sehr hart für ihren beruflichen Erfolg. «Ist die Prophetin im eigenen Land weniger wert?», fragt Koch. Auch die Headhunter, die die Frauen rekrutieren, trauten Frauen mit Migrationshintergrund und einer starken Ausbildung oft mehr zu.