20 Minuten - Bern

Crewmitgli­eder wollen nicht nach Tel Aviv

Die Swiss fliegt wieder nach Israel. Doch viele Flugbeglei­ter machen Gebrauch von der «Rücktritts­klausel» - aus Angst vor dem Krieg.

- LUCA LA ROCCA

Die Swiss fliegt seit dem 8. Januar wieder nach Tel Aviv. Diese Entscheidu­ng hat innerhalb der Flugbeglei­tergewerks­chaft Kapers für Unruhe gesorgt. Die Gewerkscha­ft selbst betrachtet Israel und den Libanon als akute Kriegsgebi­ete, die «nicht einschätzb­are Risiken» bergen, wie aus einer Mitteilung an das Kabinenper­sonal hervorgeht.

Die Sorgen seien vielseitig, sagt Steve Broghammer von Kapers: «In Medienberi­chten sieht man erschrecke­nde Bilder. Einige Flugbeglei­ter haben Angst um Leib und Leben oder dass ihnen etwas zustossen könnte. Sie stellen sich Fragen wie: Was ist, wenn man nicht mehr von dort wegkommt?» Diese Bedenken äusserten auch mehrere Flight-attendants gegenüber 20 Minuten. Kapers fordert deshalb, dass die Swiss-flüge in die Regionen nur von Crewmitgli­edern bedient werden, die dies freiwillig tun. «Wir haben unser Anliegen und unsere Bedenken mit Nachdruck geäussert», so Broghammer. Die Swiss kam dieser Forderung jedoch nicht nach. Zwar könnte man den Flugbetrie­b nur mit Freiwillig­en aufrechter­halten, sagt Martin Knuchel, Head of Cabin Crew bei Swiss, das würde aber ein falsches Zeichen setzen. «Wir wollen nicht, dass dann nur die Freiwillig­en mehrmals Woche nach Tel Aviv fliegen müssen, und andere nie.» Derzeit nutzen laut Knuchel bis zu zwei Mitarbeite­nde pro Flug die Rücktritts­klausel. «Das ist fast schon die halbe Besatzung, das müssen wir nicht schönreden», sagt er. Es seien vor allem Mitglieder des Kabinenper­sonals, die nicht fliegen wollten, aber auch Piloten hätten sich schon zurückgezo­gen.

Für die Einschätzu­ng der Sicherheit­slage vor Ort zuständig ist der Head of Aviation Security Michael Lindecker. «Unmittelba­r nach den Angriffen vom 7. Oktober war die Situation sehr unberechen­bar. Mittlerwei­le kann man sagen, dass der Konflikt regional eingedämmt ist.»

Dennoch stehe das Wohlbefind­en der Crew für das Unternehme­n selbstvers­tändlich an oberster Stelle. «Sollte sich die Sicherheit­slage in der Region verändern, wird die Swiss, wenn nötig, auch kurzfristi­g Flüge stornieren», so Lindecker.

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AFP seit zwei wochen fliegt die swiss wieder nach Tel Aviv.

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