Crewmitglieder wollen nicht nach Tel Aviv
Die Swiss fliegt wieder nach Israel. Doch viele Flugbegleiter machen Gebrauch von der «Rücktrittsklausel» - aus Angst vor dem Krieg.
Die Swiss fliegt seit dem 8. Januar wieder nach Tel Aviv. Diese Entscheidung hat innerhalb der Flugbegleitergewerkschaft Kapers für Unruhe gesorgt. Die Gewerkschaft selbst betrachtet Israel und den Libanon als akute Kriegsgebiete, die «nicht einschätzbare Risiken» bergen, wie aus einer Mitteilung an das Kabinenpersonal hervorgeht.
Die Sorgen seien vielseitig, sagt Steve Broghammer von Kapers: «In Medienberichten sieht man erschreckende Bilder. Einige Flugbegleiter haben Angst um Leib und Leben oder dass ihnen etwas zustossen könnte. Sie stellen sich Fragen wie: Was ist, wenn man nicht mehr von dort wegkommt?» Diese Bedenken äusserten auch mehrere Flight-attendants gegenüber 20 Minuten. Kapers fordert deshalb, dass die Swiss-flüge in die Regionen nur von Crewmitgliedern bedient werden, die dies freiwillig tun. «Wir haben unser Anliegen und unsere Bedenken mit Nachdruck geäussert», so Broghammer. Die Swiss kam dieser Forderung jedoch nicht nach. Zwar könnte man den Flugbetrieb nur mit Freiwilligen aufrechterhalten, sagt Martin Knuchel, Head of Cabin Crew bei Swiss, das würde aber ein falsches Zeichen setzen. «Wir wollen nicht, dass dann nur die Freiwilligen mehrmals Woche nach Tel Aviv fliegen müssen, und andere nie.» Derzeit nutzen laut Knuchel bis zu zwei Mitarbeitende pro Flug die Rücktrittsklausel. «Das ist fast schon die halbe Besatzung, das müssen wir nicht schönreden», sagt er. Es seien vor allem Mitglieder des Kabinenpersonals, die nicht fliegen wollten, aber auch Piloten hätten sich schon zurückgezogen.
Für die Einschätzung der Sicherheitslage vor Ort zuständig ist der Head of Aviation Security Michael Lindecker. «Unmittelbar nach den Angriffen vom 7. Oktober war die Situation sehr unberechenbar. Mittlerweile kann man sagen, dass der Konflikt regional eingedämmt ist.»
Dennoch stehe das Wohlbefinden der Crew für das Unternehmen selbstverständlich an oberster Stelle. «Sollte sich die Sicherheitslage in der Region verändern, wird die Swiss, wenn nötig, auch kurzfristig Flüge stornieren», so Lindecker.