Ukrainische Gefangene oder Waffen aus dem Iran – was war an Bord?
Hat Kiew ein russisches Flugzeug mit eigenen Kriegsgefangenen abgeschossen? Das behauptet jedenfalls Moskau. Viele zweifeln an der Darstellung des Kreml.
Ein russisches Militärtransportflugzeug ist gestern Vormittag über Belgorod an der Grenze zur Ukraine abgestürzt. An Bord sollen Moskau zufolge 65 ukrainische Kriegsgefangene gewesen sein. Das «Regime in Kiew» habe die eigenen Leute abgeschossen, behauptet der Kreml. Kiew bestätigte bislang lediglich den Absturz und will abklären, ob das Flugzeug von ukrainischen Streitkräften getroffen wurde. Mögliche ukrainische Kriegsgefangene an Bord blieben unerwähnt. Ein Gefangenenaustausch war jedenfalls geplant, das bestätigte ein Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes. Es bleiben viele offene Fragen, Spekulationen
und Zweifel.
■ Widersprüchliche Angaben: In einer ersten russischen Version war gemäss Russlandexperte Nico Lange von einem technischen Defekt die Rede und davon, dass russische Streitkräfte an Bord gewesen seien. In einer zweiten Version habe es dann geheissen, die Ukraine habe den Transporter mit ukrainischen Kriegsgefangenen an Bord abgeschossen. Auch aus Kiew kamen widersprüchliche Meldungen. In einem Bericht wurden Angaben zu einem Abschuss wieder entfernt.
■ Irrtum? «Tatsächlich sieht aber alles nach einem irrtümlichen Abschuss durch eine russische S-300 Flugabwehr aus», schrieb Lange auf X.
■Abnutzung? Andere User wiederum weisen auf das Alter der russischen Maschine aus Sowjetzeiten hin und vermuten einen Abnutzungseffekt.
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lufttransport von Kriegsgefangenen:
Dass Kriegsgefangene mit einem Flugzeug in das Grenzgebiet transportiert wurden, wundert nicht nur in der Ukraine viele. Normalerweise werden diese Gefangenen mit dem Zug oder per Bus zu den
Austauschpunkten gebracht.
■ start oder landung? Der Telegram-kanal «VCHK-OGPU», dem Verbindungen zu russischen Sicherheitsdiensten nachgesagt werden, schrieb, die Maschine sei unmittelbar nach dem Start vom Flugplatz von Belgorod gecrasht. Militärexperte Julian Röpke dagegen geht von einer versuchten Landung der Maschine in Belgorod aus, bei der sie nach einer Explosion noch in der Luft abstürzte.
■Iranische Waffenlieferungen:
Mehreren ukrainischen Quellen zufolge flog der russische Grosstransporter am 23. Januar von Moskau in den Iran und am folgenden Tag über den saudischen und ägyptischen Luftraum zurück nach Russland, wo sie über Belgorod auftauchte. Das deute darauf hin, dass das Flugzeug Waffen aus dem Iran oder dem Nahen Osten und keine Gefangenen an Bord gehabt haben dürfte.