«Statt im Club zu feiern, bleiben sie zu Hause und igeln sich ein»
Und Clubs klagen, dass die Jungen nicht mehr feiern würden. Dafür gibt es viele Gründe.
Der Schweizer Clubszene geht es schlecht. Gab es 2011 in Zürich noch 50 «Tanzlokale», wie das statistische Amt sie nennt, waren es 2020 noch gut 30. Dann kam Corona, weitere Clubs mussten schliessen. Auch die steigenden Kosten machen den Clubs zu schaffen, wie Alexander Bücheli von der Bar- und Clubkommission Zürich sagt. «Seit der Pandemie haben die wirtschaftlichen Herausforderungen zugenommen.» Nicht nur die Nebenkosten wie Strom, sondern auch die Gagen für Künstlerinnen und Künstler seien nochmals stark gestiegen. Jetzt komme noch ein Problem dazu: «Die Nachtschwärmerinnen und -schwärmer sind mit höheren Ausgaben bei der Krankenkasse und Miete konfrontiert. Es bleibt weniger übrig», so Bücheli. Viele gingen zwar weiterhin in den Club, aber nicht mehr so oft.
Und was sagen die Clubs? «Ich hatte viele Gespräche mit den Jugendlichen. Sie sind gestresst von Schule und Arbeit und wirken nicht froh», so eine Clubbesitzerin aus Basel. «Die Jugend hat sich verändert, zum Negativen, finde ich. Sie bleiben zu Hause und igeln sich ein.»
Dennis Yogeswaran, Geschäftsführer The Circle Club in Bern, bestätigt, dass die junge
Kundschaft in einigen Clubs merklich abnehme. Die Gründe? «Das könnte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, darunter geänderte Freizeitgewohnheiten, vermehrte digitale Alternativen sowie wirtschaftliche Einflüsse.»
Gianluca Pardini von der Barund Clubkommission Luzern spricht von einer «Lücke innerhalb der jungen Generation wegen Corona»: «Hinzu kommen neue Bedürfnisse der Jungen. Gerade in Bezug auf Nachfrage und Konsumverhalten stellt das die Betriebe vor neue finanzielle Herausforderungen.»
Das Ausgehverhalten habe sich grundlegend verändert, sagt auch Rita Bolt vom BBC Club in Gossau. Sie beobachtet, dass «sie nun nur am Wochenende kommen und weniger konsumieren als früher». Und: «Seit längerem findet jedes Wochenende irgendwo ein grosser Day Dance statt – auch im Winter, bewilligt bis meist vier Uhr. Diese grossen Events sind Gift für die Bar- und Clubszene.»
«Ja, es war schon mal alles etwas leichter. Aber Schwankungen gab es auch schon früher und es liegt an uns, uns an die Gegebenheiten anzupassen, wie wir das auch schon getan haben», findet dagegen Michael Breitschmid, Geschäftsleiter des Salzhaus in Winterthur.