Fritzl im Normalvollzug – «Er hat keine Chance»
Ein Gericht hat entschieden, Inzesttäter Josef Fritzl in den Normalvollzug zu verlegen, statt freizulassen. Dort könnte es aber gefährlich werden.
Jahrelang hatte Josef Fritzl seine eigene Tochter und die gemeinsamen Enkelkinder in einem Keller in Amstetten gefangen gehalten und gequält. 2009 hatte sich der «Horrorvater von Amstetten» dafür vor Gericht verantworten müssen und wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Jetzt, rund 15 Jahre später, hat ein Gericht den Weg zu seiner Freilassung geebnet. Auf Beschluss des Landesgerichts Krems wird der
Inzesttäter von der forensischtherapeutischen Abteilung in den Normalvollzug verlegt.
Aufgrund seiner fortgeschrittenen Demenz und seines laut einer Gerichtspsychiaterin vollständig erloschenen Sexualtriebs hätte Fritzl gar freikommen beziehungsweise in einem geeigneten Pflegeheim untergebracht werden sollen. Weil aber kein solcher Platz frei ist, kommt er wohl vorerst auf eine Krankenstation im Gefängnis, wo er die letzten 15 Jahre verbracht hat. Danach soll er im Normalvollzug unter Auflagen in einer normalen Zelle untergebracht werden und könnte dort gefährlich leben. «Fritzl wird keine Chance haben, wenn er in den offenen Vollzug kommt. Ihm wurden schon in der Haft in Stein die Zähne ausgeschlagen», so ein Häftling. Denn Pädokriminelle leben in vielen Gefängnissen gefährlich.
Während des Prozesses hat Fritzl laut seiner Staranwältin Astrid Wagner mit Verständnisproblemen zu kämpfen gehabt. So habe die Richterin laut sprechen müssen, weil er die Fragen teils nicht verstanden habe. «Mein Mandant war den Tränen nahe und hat geschildert, dass es furchtbar war, was er getan hat», so Wagner. «Die Menschen tun ihm leid und er würde sein Leben dafür geben, die Dinge wieder ungeschehen zu machen. Aber das kann er natürlich nicht.»
Der 88-Jährige bleibt im Massnahmenvollzug, weil die Entscheidung wegen fehlender Vertretung der Anklage noch nicht rechtskräftig ist. Während des Vollzugs muss Fritzl alle drei Monate eine psychotherapeutische Behandlung nachweisen.