Spüren Hirntote etwas? Arzt fordert Organspendestopp
Wichtige Daten fehlten, will der Winterthurer Arzt Alex Frei Organspenden stoppen. Die Behörden widersprechen.
60,2 Prozent sagten 2022 Ja zur neuen Regelung, dass künftig jeder grundsätzlich Organspender oder -spenderin ist. Wer das nicht will, muss es festhalten. Darüber abgestimmt wurde, weil der Arzt Alex Frei das Referendum gegen die Vorlage ergriffen hatte. Bei der Unterschriftensammlung halfen ihm u. a. die SVP, christliche Kreise, die «Freunde der Verfassung» und der «K-tipp». «Eine ungewöhnliche Allianz», schrieb die NZZ. Jetzt verlangt er, dass Organspenden sofort gestoppt werden. Das schrieb
Frei kürzlich in einem Brief an Bundesrätin Baume-schneider. Es würden Organe verpflanzt ohne den Nachweis, dass den Spendenden damit kein Leid zugefügt werde. Diese Personen
seien vermeintlich tot und könnten Schmerzen nicht mehr wahrnehmen. Das sei ein Trugschluss. «Sie sind nur hirntot. Es fehlt der Nachweis, dass sie von der Organentnahme nichts spüren und keine Schmerzen erleiden.» Und: Weil die Organe in einer anderen Person weiterlebten, könne die Spenderin oder der Spender nicht vollständig sterben.
Bag-sprecherin Katrin Holenstein widerspricht Frei. Organe dürften erst entnommen werden, wenn der Tod festgestellt sei. Das sei laut Gesetz der Fall, wenn die Hirnfunktionen einschliesslich des Hirnstamms irreversibel ausgefallen seien. «Dieses Todeskriterium beruht auf wissenschaftlichen Grundlagen.» Yvonne Gilli, Präsidentin der Ärzteverbindung FMH, sagt, es gebe aus einer religiösphilosophischen Perspektive unterschiedliche Interpretationen, wann ein Mensch tot sei. Die moderne Medizin habe aber eine einheitliche Definition des Todeseintritts.