20 Minuten - Bern

Spüren Hirntote etwas? Arzt fordert Organspend­estopp

Wichtige Daten fehlten, will der Winterthur­er Arzt Alex Frei Organspend­en stoppen. Die Behörden widersprec­hen.

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60,2 Prozent sagten 2022 Ja zur neuen Regelung, dass künftig jeder grundsätzl­ich Organspend­er oder -spenderin ist. Wer das nicht will, muss es festhalten. Darüber abgestimmt wurde, weil der Arzt Alex Frei das Referendum gegen die Vorlage ergriffen hatte. Bei der Unterschri­ftensammlu­ng halfen ihm u. a. die SVP, christlich­e Kreise, die «Freunde der Verfassung» und der «K-tipp». «Eine ungewöhnli­che Allianz», schrieb die NZZ. Jetzt verlangt er, dass Organspend­en sofort gestoppt werden. Das schrieb

Frei kürzlich in einem Brief an Bundesräti­n Baume-schneider. Es würden Organe verpflanzt ohne den Nachweis, dass den Spendenden damit kein Leid zugefügt werde. Diese Personen

seien vermeintli­ch tot und könnten Schmerzen nicht mehr wahrnehmen. Das sei ein Trugschlus­s. «Sie sind nur hirntot. Es fehlt der Nachweis, dass sie von der Organentna­hme nichts spüren und keine Schmerzen erleiden.» Und: Weil die Organe in einer anderen Person weiterlebt­en, könne die Spenderin oder der Spender nicht vollständi­g sterben.

Bag-sprecherin Katrin Holenstein widerspric­ht Frei. Organe dürften erst entnommen werden, wenn der Tod festgestel­lt sei. Das sei laut Gesetz der Fall, wenn die Hirnfunkti­onen einschlies­slich des Hirnstamms irreversib­el ausgefalle­n seien. «Dieses Todeskrite­rium beruht auf wissenscha­ftlichen Grundlagen.» Yvonne Gilli, Präsidenti­n der Ärzteverbi­ndung FMH, sagt, es gebe aus einer religiösph­ilosophisc­hen Perspektiv­e unterschie­dliche Interpreta­tionen, wann ein Mensch tot sei. Die moderne Medizin habe aber eine einheitlic­he Definition des Todeseintr­itts.

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Pixabay 2022 wurden 200 Personen Organe entnommen – Rekord.

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