Chaos im Konsulat: Italienischer Botschafter entschuldigt sich
Doppelbürger regen sich über die Zustände in den italienischen Konsulaten in der Schweiz auf. Der italienische Botschafter hat nun darauf reagiert.
Monatelange Fristen, Telefone, die niemand abnimmt, Onlinetermine, die ständig ausgebucht sind: Italoschweizer verzweifeln an italienischen Chaoskonsulaten. Wenn es etwa darum geht, neue Pässe zu beantragen, offizielle Formulare auszufüllen oder die ID zu verlängern, sei es schon extrem mühsam, lediglich einen Termin dafür zu vereinbaren. Manche konnten gar ihre geplanten Ferien nicht antreten (20 Minuten berichtete).
Jetzt hat der italienische Botschafter der Schweiz reagiert: Gian Lorenzo Cornado räumt in einem Schreiben an die Redaktion ein, dass unter seinen Landsleuten in der Schweiz Unzufriedenheit mit den konsularischen Diensten herrsche: «Ich möchte mich bei Ihren Leserinnen und Lesern für die Schwierigkeiten entschuldigen, die sie möglicherweise bei der Inanspruchnahme unserer Konsulardienste erlebt haben.»
Cornado sagt aber auch, dass schon vieles besser geworden sei. Seit seiner Ernennung zum Botschafter bemühe er sich aktiv um Lösungen: «In Basel sind die Schalter für die Beantragung und Ausgabe von Reisepässen und Identitätskarten heute mit doppelt so vielen Mitarbeitenden
besetzt wie vor einem Jahr. Von Zürich aus fahren die Beamten mehrmals monatlich nach St.gallen, Chur und Luzern, um ihren Landsleuten Fingerabdrücke abzunehmen, damit sie nicht zum Konsulat für die Erneuerung der Pässe gehen müssen.» Laut Cornado konnten 2023 so17,1 Prozent mehr Reisepässe und elektronische Identitätskarten ausgestellt werden als noch im Vorjahr.
Die Mitarbeitenden seien zudem einer erheblichen Arbeitsbelastung ausgesetzt: «Die Schweiz beheimatet mit 656 000 Italienerinnen und Italienern die viertgrösste italienische Gemeinschaft der Welt.» Diese Gemeinschaft sei 2023 um 0,8 Prozent gewachsen: «Derzeit ist ein Mitarbeiter durchschnittlich für über 7000 Personen zuständig.» Daher empfinde er gewisse Aussagen als übertrieben. Etwa die von der Doppelbürgerin Alexandra N. aus Bergdietikon AG, die sagt, sie schäme sich dafür, Italienerin zu sein. So auch die Kommentare einiger Leserinnen und Leser, dass «italienische Verhältnisse» bei italienischen Mitarbeitenden erwartbar seien: «Wir unternehmen grosse Anstrengungen, um die hohe Nachfrage zu erfüllen. Solche Aussagen werden dem nicht gerecht.»
Abschliessend räumt Cornado ein: «Wir können keine sofortigen Lösungen herbeizaubern. Doch möchte ich Ihnen und Ihren Lesern versichern, dass wir uns kontinuierlich und nach Kräften bemühen, die in der Schweiz lebenden Italienerinnen und Italiener bestmöglich zu unterstützen und zu betreuen.»