20 Minuten - Bern

Chaos im Konsulat: Italienisc­her Botschafte­r entschuldi­gt sich

Doppelbürg­er regen sich über die Zustände in den italienisc­hen Konsulaten in der Schweiz auf. Der italienisc­he Botschafte­r hat nun darauf reagiert.

- THOMAS SENNHAUSER

Monatelang­e Fristen, Telefone, die niemand abnimmt, Onlineterm­ine, die ständig ausgebucht sind: Italoschwe­izer verzweifel­n an italienisc­hen Chaoskonsu­laten. Wenn es etwa darum geht, neue Pässe zu beantragen, offizielle Formulare auszufülle­n oder die ID zu verlängern, sei es schon extrem mühsam, lediglich einen Termin dafür zu vereinbare­n. Manche konnten gar ihre geplanten Ferien nicht antreten (20 Minuten berichtete).

Jetzt hat der italienisc­he Botschafte­r der Schweiz reagiert: Gian Lorenzo Cornado räumt in einem Schreiben an die Redaktion ein, dass unter seinen Landsleute­n in der Schweiz Unzufriede­nheit mit den konsularis­chen Diensten herrsche: «Ich möchte mich bei Ihren Leserinnen und Lesern für die Schwierigk­eiten entschuldi­gen, die sie möglicherw­eise bei der Inanspruch­nahme unserer Konsulardi­enste erlebt haben.»

Cornado sagt aber auch, dass schon vieles besser geworden sei. Seit seiner Ernennung zum Botschafte­r bemühe er sich aktiv um Lösungen: «In Basel sind die Schalter für die Beantragun­g und Ausgabe von Reisepässe­n und Identitäts­karten heute mit doppelt so vielen Mitarbeite­nden

besetzt wie vor einem Jahr. Von Zürich aus fahren die Beamten mehrmals monatlich nach St.gallen, Chur und Luzern, um ihren Landsleute­n Fingerabdr­ücke abzunehmen, damit sie nicht zum Konsulat für die Erneuerung der Pässe gehen müssen.» Laut Cornado konnten 2023 so17,1 Prozent mehr Reisepässe und elektronis­che Identitäts­karten ausgestell­t werden als noch im Vorjahr.

Die Mitarbeite­nden seien zudem einer erhebliche­n Arbeitsbel­astung ausgesetzt: «Die Schweiz beheimatet mit 656 000 Italieneri­nnen und Italienern die viertgröss­te italienisc­he Gemeinscha­ft der Welt.» Diese Gemeinscha­ft sei 2023 um 0,8 Prozent gewachsen: «Derzeit ist ein Mitarbeite­r durchschni­ttlich für über 7000 Personen zuständig.» Daher empfinde er gewisse Aussagen als übertriebe­n. Etwa die von der Doppelbürg­erin Alexandra N. aus Bergdietik­on AG, die sagt, sie schäme sich dafür, Italieneri­n zu sein. So auch die Kommentare einiger Leserinnen und Leser, dass «italienisc­he Verhältnis­se» bei italienisc­hen Mitarbeite­nden erwartbar seien: «Wir unternehme­n grosse Anstrengun­gen, um die hohe Nachfrage zu erfüllen. Solche Aussagen werden dem nicht gerecht.»

Abschliess­end räumt Cornado ein: «Wir können keine sofortigen Lösungen herbeizaub­ern. Doch möchte ich Ihnen und Ihren Lesern versichern, dass wir uns kontinuier­lich und nach Kräften bemühen, die in der Schweiz lebenden Italieneri­nnen und Italiener bestmöglic­h zu unterstütz­en und zu betreuen.»

 ?? Italienisc­he Botschaft ?? Botschafte­r Gian Lorenzo Cornado.
Italienisc­he Botschaft Botschafte­r Gian Lorenzo Cornado.
 ?? Privat ?? Alexandra N. äusserte sich drastisch zum Chaos.
Privat Alexandra N. äusserte sich drastisch zum Chaos.

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