Junge Mädchen wüten auch in Schweizer Kosmetikshops
Zehn- bis Zwölfjährige, die in Beautyshops teure Anti-aging-seren kaufen und Tester verschmutzen: 20 Minuten war in Zürich unterwegs.
«Ich musste mit einer Zwölfjährigen um ein Serum für strahlende Haut streiten» – so oder so ähnlich beklagen sich derzeit unzählige Creators in Tiktoks zum Thema «Sephora Kids». In den Videos mit über 420 Millionen Aufrufen geht es um junge Mädchen der Generation Alpha (zwischen 2010 und 2025 geboren), meist zehn bis zwölf Jahre alt. Sie sollen in Kosmetikshops wie der französischen Kette Sephora wild Tester mischen, gezielt nach potenten Inhaltsstoffen suchen und Hunderte von Dollar für Hautpflegeprodukte zahlen, die eigentlich für über 25-Jährige gedacht sind.
Existiert das Phänomen auch in der Schweiz? In zwei Zürcher Stores wurde 20 Minuten schnell fündig: Ein etwa elfjähriges Mädchen bettelt seine Mutter um einen Primer für 60 Franken an (eine Grundierung, mit der das Make-up länger und ebenmässiger halten soll), danach möchte es einen teuren Lidschatten. Auch Gruppen von etwa Zehnjährigen kommen immer wieder, ab und zu läuft ein Teenager mit seiner kleinen Schwester durch die Gänge. Alle gehen, ohne etwas zu kaufen.
Die junge Kundschaft fällt auch Sephora selbst auf. Laut Marketingdirektorin Sabrina Buus nimmt vor allem die Nachfrage nach Produkten, die ein Gefühl der Freude vermitteln, zu. Als Beispiel nennt sie Sol de Janeiro. Der Brand ist für seine Bodylotions bekannt und vermarktet diese in knalligem Gelb, Pink oder Violett. Vor dem Regal mit den Cremen stehen auch Marie (11) und Lara (12). «Wir kennen das Produkt von Tiktok, aber haben es noch nicht probiert», sagen sie, bevor sie gehen. «Das ist zu teuer für uns.» Auch die meisten anderen Trendprodukte sind keine Schnäppchen.
Vielleicht haben es auch deshalb so viele Mädchen auf die Tester abgesehen. Buus: «In unseren Geschäften können Kunden aktiv mit Produkten interagieren und alle ausprobieren, doch bei unserer Stichprobe sind viele Tester der Hypeprodukte beschädigt oder gleich ganz verschwunden.» Eine Mitarbeiterin berichtet zudem, dass es viele junge Kundinnen, höchstens zwölf Jahre alt, gebe und sie verhielten sich ungehobelt, testeten alles und würden nur sehr selten tatsächlich etwas kaufen.