20 Minuten - Bern

Nach Terrorvorw­ürfen: Gaza-nothilfe in Gefahr

Über zwei Millionen Menschen im Gazastreif­en leben in Not. Nun stoppen viele Staaten die Zahlungen an das Uno-hilfswerk.

- Daniel GRAF

Mitarbeite­nde des UNOFlüchtl­ingswerks im Gazastreif­en (UNRWA) sollen am Terror der Hamas vom 7. Oktober beteiligt gewesen sein. Wie die «New York Times» gestern berichtete, soll ein Schulmitar­beiter an der Entführung einer Israelin beteiligt gewesen sein, ein anderer habe Munition ausgeteilt und ein dritter Mitarbeite­r sei an einem Massaker in einem Kibbuz beteiligt gewesen, bei dem 97 Menschen getötet wurden. Als Reaktion darauf haben diverse Staaten angekündig­t, die Gelder für das UNRWA zu streichen. Was sind die Folgen? Hier die wichtigste­n Antworten.

Wie ist die situation im Gazastreif­en?

Prekär. Zwei Millionen Menschen sind von humanitäre­r Hilfe abhängig. Das Gesundheit­ssystem ist zusammenge­brochen, laut der Organisati­on Ärzte ohne Grenzen sterben in den wenigen Spitälern in Betrieb Menschen, weil sie nicht behandelt werden können. Der stellvertr­etende Direktor des Welternähr­ungsprogra­mms sagte gestern: «Die gesamte Bevölkerun­g, 2,2 Millionen Menschen, braucht dringend Nahrungsmi­ttelhilfe. Es droht eine Hungersnot.»

Wie schwer treffen die gekürzten Gelder das UNRWA?

Laut Fredy Gsteiger, diplomatis­cher Korrespond­ent von SRF, schwer: «Das ist die schlechtes­tmögliche Nachricht zum dümmstmögl­ichen Zeitpunkt», sagte er bei SRF. Das UNRWA finanziere sein Budget von rund 1,2 Milliarden Dollar pro Jahr zu 90 Prozent aus freiwillig­en Beiträgen von Staaten. «Wenn nun zehn Staaten auf einmal und darunter einige der grössten Zahler wie die USA, Deutschlan­d, aber auch Grossbrita­nnien, die Niederland­e, Kanada oder Australien die Zahlungen ab sofort stoppen, dann steht die UNRWA vor dem finanziell­en Kollaps.»

Was macht die schweiz?

Bisher nichts. Die Schweiz zahlt jährlich 20 Millionen Franken an das UNRWA. Der Nationalra­t wollte diese Gelder in der Wintersess­ion streichen, der Ständerat war dagegen. Man einigte sich darauf, Hilfszahlu­ngen generell genauer zu prüfen und Spenden an das UNRWA von der aussenpoli­tischen Kommission absegnen zu lassen. 2024 hat die Schweiz noch kein Geld geschickt. Svpnationa­lrat David Zuberbühle­r will in der Frühlingss­ession einen neuen Anlauf nehmen, um dem UNRWA den Geldhahn vollständi­g abzudrehen.

Welche Folgen hat das?

Gravierend­e. «Das UNRWA hat schlicht keine Reserven, sie hangelten sich jetzt schon von Nothilfeap­pell zu Nothilfeap­pell», sagt Gsteiger. Uno-generalsek­retär António Guterres hat zuvor gewarnt, dass ein Grossteil der Unrwa-tätigkeite­n womöglich schon im Februar eingestell­t werden müsse.

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AFP das uno-hilfswerk UNRWA ist im Gazastreif­en tätig.

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