20 Minuten - Bern

Diese Kantone prellen Steuerzahl­er um Milliarden

Eine Studie zeigt: Fast alle Kantone haben zu viele Steuern eingezogen – weil sie in den letzten Jahren zu pessimisti­sch budgetiert­en.

- CLAUDIA BLUMER

Von 2016 bis 2022 verzeichne­ten alle Schweizer Kantone zusammenge­rechnet einen jährlichen Überschuss von durchschni­ttlich 2,86 Milliarden Franken, wie eine Studie des Thinktanks Avenir Suisse zeigt. Die Einkommens­steuern hätten demnach um 10 Prozent gesenkt werden können. Oder alternativ: alle direkten Steuern, wozu unter anderem auch Vermögenss­teuern, Unternehme­nsgewinnst­euern oder Erbschafts­steuern gehören, um 5,6 Prozent.

Es gibt erhebliche Unterschie­de zwischen den Kantonen. Die grössten Überschüss­e verbuchten Zug (40 Prozent der Einkommens­steuern) und Schaffhaus­en (31,1 Prozent). Im Mittelfeld bewegen sich etwa Zürich (11,6 Prozent),

Thurgau (10,5 Prozent) oder Aargau (8,6 Prozent).

Studienaut­or Lukas Rühli von Avenir Suisse sagt: «Interessan­t wird sein, das Jahr 2023 auszuwerte­n.» Denn erstmals seit Jahren schüttete die Nationalba­nk letztes Jahr keinen Gewinn an die Kantone aus. Demnach sollten die meisten Kantone im Minus abschliess­en. Doch erste Anzeichen deuten in die andere Richtung. So schliesse Basel-stadt voraussich­tlich 2023 mit einem Gewinn von 200 Millionen Franken ab – obwohl der Kanton mit 45 Nationalba­nk-millionen gerechnet habe, die nicht geflossen seien, sagt Rühli. Würde sich dies über alle Kantone hinweg bestätigen, wäre dies ein eklatantes Zeichen von Fehlbudget­ierungen.

Es handelt sich dabei aber nicht um ein neueres Phänomen. Eine frühere Studie der Universitä­t Lausanne, die die Jahre 1945 bis 2006 untersucht hatte, ergab, dass die Steuereinn­ahmen schon damals von einer Mehrheit der Kantone signifikan­t und systematis­ch unterschät­zt wurden. Sie würden tendenziel­l dann unterschät­zt, wenn die Finanzdire­ktion dem linken Politspekt­rum entstamme, wenn der Kanton klein sei, wenig Subvention­en erhalte oder wenn die Arbeitslos­igkeit niedrig sei, so die Avenir-suisse-studie.

Der Studienaut­or schlägt einen Mechanismu­s vor, um diese Fehlbudget­ierungen zu korrigiere­n: Ungeplante Überschüss­e sollten den Steuerzahl­enden rückvergüt­et werden. Im Gegensatz zu Steuersenk­ungen, die schwerfäll­iger und schwerer zu korrigiere­n seien, sei dieser Automatism­us risikofrei und garantiere Steuergere­chtigkeit. Dabei sollte, so Rühli, aber auch auf die Verschuldu­ng des Kantons Rücksicht genommen werden. Bei hoch verschulde­ten Kantonen würde der Überschuss für den Schuldenab­bau verwendet, nur bei finanziell gut gestellten Kantonen würde das Geld rückvertei­lt.

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Die Steuereinn­ahmen werden oft unterschät­zt. 20min

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