20 Minuten - Bern

Bot Putin den Katalanen Hilfe für Abspaltung?

Bot eine russische Gruppe 10 000 Soldaten an, um für die katalanisc­he Unabhängig­keit zu kämpfen? Ein neuer spanischer Ermittlung­sbericht und Chatprotok­olle legen dies nahe.

- Ann GUENTER

Als Carles Puigdemont am 27. Oktober 2017 in Barcelona die Unabhängig­keit ausrief, stand Spanien vor einer der grössten Krisen seiner Demokratie. Heute steht das Land vor der Frage, ob den katalanisc­hen Separatist­en Straffreih­eit gewährt werden soll.

Ein neuer Ermittlung­sbericht zeigt jetzt Verbindung­en der Separatist­en zu «Personen russischer, deutscher und italienisc­her Nationalit­ät» auf. Diese hätten teils diplomatis­che Posten innegehabt oder Beziehunge­n zu russischen Geheimdien­sten oder zu rechtsextr­emen Parteien in Deutschlan­d und Italien unterhalte­n. Die Aktivitäte­n dieser Gruppe sollen Teil der russischen

Strategie zur Destabilis­ierung der Demokratie und der EU gewesen sein. Ein deutsch-spanisches Recherchek­ollektiv hat über Monate Chatprotok­olle zwischen engen Puigdemont-beratern ausgewerte­t. Sie konnten nachzeichn­en, wie sich katalanisc­he Unabhängig­keitsbefür­worter spätestens seit Januar 2018 konkret um Kontakte zu reichen Russen bemühten. Die Chatverläu­fe zeigen:

Milliarden für unabhängig­keit:

Ein «Abgesandte­r» des russischen Präsidente­n Wladimir Putin soll 2017 den Katalanen mehrere Milliarden Dollar angeboten haben, um ihre Bemühungen um die Unabhängig­keit der Region zu unterstütz­en. «schweiz der Kryptowähr­ung»: Im Gegenzug für die Milliarden­zahlungen solle Katalonien für die Russen zur «Schweiz der Kryptowähr­ung» werden. Bitcoinzah­lungen: Die Chatverläu­fe, aber auch der jüngste spanische Ermittlung­sbericht legen russische Bitcoinzah­lungen an katalanisc­he Separatist­en nahe. 10000 soldaten: Eine russische Gruppe bot Separatist­enführer Puigdemont zudem 10 000 Soldaten an, um die katalanisc­he Unabhängig­keit auch militärisc­h zu unterstütz­en.

Russlandna­he Ideologie:

Zwei enge Berater Puigdemont­s vertreten in den Chats eine russlandna­he Ideologie offen, «wie sie sonst in Europa vor allem in rechtsextr­emen Kreisen offensiv vertreten wird» (SWR). neue Weltordnun­g: Die Chats enthüllen Debatten um die Rolle Chinas, die politische Achse «Iran/china/russland» oder den weltweiten Rohstoffha­ndel, der vom Dollar abgelöst werden soll. In Moskau war offenbar die Rede von «der Variante eines geografisc­hen Europa» mit einer «russisch-deutschen Allianz».

Bislang haben sich weder Puigdemont noch seine Berater zu den neuen Vorwürfen geäussert. Bereits 2021 hatte die «New York Times» über mutmasslic­he Verbindung­en geschriebe­n.

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Imago Katalanen forderten 2022 die unabhängig­keit.

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