Kämpfer für Gerechtigkeit
«Dr. Blattmann, que Dios lo bendiga», lautete am 25. Dezember 1994 eine anonyme Kleinanzeige in der bolivianischen Zeitung «El Diario»: «Dr. Blattmann, Gott möge Sie segnen.» Eines von unzähligen Inseraten, die bolivianische Indigene aufgaben, weil ihre Angehörigen dank der «Ley Blattmann», dem «Gesetz über die Abschaffung des Freiheitsentzugs wegen nicht erfüllten finanziellen Verpflichtungen», nach Jahren der ungerechtfertigten Haft freigekommen waren. Der 45-jährige René Blattmann, Nachfahre einer Basler Familie, war 1993 bolivianischer Justizminister geworden, und es gelang ihm innert kurzem, die Folgen der Diktatur zu beseitigen und Bolivien zu einem gerechten, die indigene Bevölkerung gleichberechtigt behandelnden Staat zu machen. Ab 2003 war er Richter am Haager internationalen Strafgericht und erreichte, dass dieses Gericht 2012 mit dem kongolesischen Milizionär Thomas Lubanga erstmals einen Kriegsverbrecher zu einer Haftstrafe verurteilen konnte. Über René Blattmann wüssten wir kaum etwas, hätte Maurus Held, ein 1996 geborener Absolvent des Journalistikstudiums an der ZHAW Winterthur, den inzwischen in Basel lebenden Juristen nicht aufgesucht und die Biografie «René Blattmann. Sein Name ist Gesetz» über ihn geschrieben. Ein reich bebildertes spannendes Buch mit dem Charme eines Erstlings, das zeigt, wie es einem jungen Journalisten gelingen kann, die Kunde von einem vorbildlichen Kämpfer für Gerechtigkeit in die Welt hinauszutragen. Maurus Held: «René Blattmann. sein Name ist Gesetz». rüffer &. rub, Zürich, fr. 34.
Charles Linsmayer ist seit jeher besessener Leser. In seiner Bücherkolumne rezensiert der Zürcher Journalist und Publizist Neuerscheinungen und Klassiker.