Italienerin in Ketten – das sagt ihr Vater
Gefesselt an Händen und Füssen wurde Ilaria Salis am Montag in den ungarischen Gerichtssaal geführt. Jetzt spricht ihr Vater.
«Es gibt nicht mehr viel zu sagen. Was kann ich wollen? Einfach nur, dass Ilaria so schnell wie möglich freigelassen und unter Hausarrest gestellt wird. Es gibt Zeichen der Hoffnung.» Das sagte Roberto Salis gegenüber der italienischen Zeitung «Il Giornale». Er ist der Vater von Ilaria Salis, die seit knapp einem Jahr in einem ungarischen Gefängnis in Untersuchungshaft sitzt.
Die Bilder von Salis' Vorführung beim Richter gingen um die Welt und schockierten Italien: Gefesselt an Händen und Füssen und von einer Polizistin an einer Kette festgehalten – so wurde die 39-jährige Norditalienerin am Montag in den Gerichtssaal in Budapest geführt. Sie wird beschuldigt, bei antifaschistischen Demonstrationen im Februar 2023 zusammen mit anderen Menschen mehrere Neonazis angegriffen zu haben. Auf Videoaufnahmen
ist zu sehen, wie zwei Rechtsextreme von Personen umzingelt und mit Schlagstöcken angegriffen und leicht verletzt wurden. Die ungarische Polizei nahm Ilaria Salis am 11. Februar fest und warf ihr vor, Teil der Gruppe gewesen zu sein, die an der Attacke beteiligt war.
Salis' Vater ist 58 Jahre alt, sardinischer Herkunft, wohnhaft in Monza, derzeit freiberuflicher Ingenieur, Ehemann und Familienvater. «Es gibt Anzeichen dafür, dass Ilaria freikommen könnte. Wir haben uns mit dem italienischen Botschafter in Ungarn getroffen, aber ich kenne den Zeitpunkt nicht, die Aktionen der Regierung hängen nicht von mir ab», sagte Roberto Salis gegenüber «Il Giornale». Über sich selbst will er nicht viel mehr verraten, präzisiert auf Nachfrage des «Giornale»journalisten aber: «Ich habe 2013 bei den Regionalwahlen für ‹Fare per fermare il declino› kandidiert.» Dabei handelt es sich um eine liberale, proeuropäische Kleinpartei. «Mit meiner Tochter haben wir uns oft gestritten, auch heftig, aber unsere Bindung ist viel wichtiger als die Politik.»