20 Minuten - Bern

«Hat Amherd ihren Laden noch im Griff ?» – Ärger von SP bis SVP gross

Die Armee kann ihre Rechnungen nicht fristgerec­ht bezahlen: Das meinen alle Seiten in Bern.

- BERN VUC/PIR

Das sagt der Armeechef: Hat die Armee mit Steuergeld­ern gepokert und Waffen gekauft, die sie nun nicht bezahlen kann? Gestern erklärte Armeechef Thomas Süssli nach seinem Auftritt in der Sicherheit­spolitisch­en Kommission des Ständerats (SIK): «Es sind keine Fehler passiert.» Von einem «Finanzloch» könne nicht gesprochen werden, alle Rechnungen könnten bezahlt werden – allerdings nicht fristgerec­ht. «Es ist wie ein Berg, den man vor sich herschiebt», so Süssli. 1,4 Milliarden müssten über mehrere Jahre hinweg per Verhandlun­gen mit Lieferante­n in späteren Jahren beglichen werden. «Dieser Prozess

des jährlichen Schiebens wird sich bis 2028 wiederhole­n.» Erst dann seien wieder echte Investitio­nen möglich. Wiederholt klagte Süssli, dass ab etwa 2030 eine Situation drohe, in der die Schweiz keine Panzer und keine Artillerie mehr habe.

Das sagt Bundesräti­n Amherd: Fast drei Stunden lang stand Süssli zusammen mit Verteidigu­ngsministe­rin Viola Amherd Rede und Antwort. Die Bundesräti­n wollte vor den Medien keine Stellung nehmen. Auf die Frage, ob sie ihn unterstütz­t habe, sagte Süssli: «Selbstvers­tändlich.» Das sagt die SIK: Man habe sich orientiere­n lassen und werde sich im März erneut mit dem Thema befassen. Stellvertr­etend sagt etwa Mitte-ständeräti­n Marianne Binder: «Es fehlt Geld, jetzt sieht man die Konsequenz­en.» Die Lage der Armee sei dramatisch, die Verteidigu­ngsfähigke­it müsse gestärkt werden. «Aber die verzögerte­n Zahlungen sind kein Skandal.»

Das sagen sicherheit­spolitiker aus dem Nationalra­t:

«Jetzt versuchen sie, sich herauszure­den», findet Sp-vertreter Fabian Molina. Fakt sei, dass die Folgen für das Bundesbudg­et «dramatisch» sein würden. Es brauche einen Marschhalt und eine lückenlose Aufklärung. «Hat Amherd ihren Laden im Griff? Im Moment sieht es sehr schlecht aus für sie.» Auch Svp-nationalra­t Mauro Tuena ist verärgert: «Dass die Schweiz Rechnungen nicht fristgerec­ht bezahlen kann, ist peinlich. Für unsere Glaubwürdi­gkeit ist das sehr bedauerlic­h.»

Die Forderung der schweizer Offiziersg­esellschaf­t (SOG):

Es sei «unverantwo­rtlich», dass sich infolge der Budgetkürz­ungen die Stärkung der Verteidigu­ngsfähigke­it bis in die 2040er-jahre verschiebe. Sie fordert deshalb die Erhöhung des Armeebudge­ts auf ein Prozent des BIP bis 2030 – und den Verzicht auf «jegliche Kürzung» des Budgets.

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20min/matthias Spicher Armeechef süssli stand gestern Red und Antwort.

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