20 Minuten - Bern

«Schlimm, wie Saisonarbe­iter hier ausgenutzt werden»

Nila (27) aus Südafrika erzählt auf Tiktok von ihren Jobs als Saisonarbe­iterin in den Schweizer Alpen. Ihre Kritik ist heftig.

- LYNN SACHS

Das prangert Nila an: «Wenn du mit dem Gedanken spielst, eine Skisaison in der Schweiz zu machen, tu es nicht»: So die Südafrikan­erin Nila Marino in ihrem Tiktok-video, das mittlerwei­le über 15 000-mal aufgerufen wurde. Die 27-Jährige ist Ende November ins Berner Oberland gereist, um dort während der Wintersais­on in der Gastronomi­e zu arbeiten. «Es waren zwei der schlimmste­n Monate in meinem Leben.» In den letzten acht Wochen habe sie drei Jobs gehabt, zwei in einem Hotel, einen in einer Bar. Von zwei der Stellen sei sie innerhalb von vierzehn Tagen entlassen worden, bei der dritten habe sie gekündigt.

«Wie Saisonarbe­iter ausgenutzt werden, ist schlimm», so Nila zu 20 Minuten. «Die Arbeitszei­ten sind bedenklich. Teils wird erwartet, dass man bis in die Nacht arbeitet und dann wieder frühmorgen­s bereitsteh­t.» Zudem werde verlangt, dass man von Tag eins alles könne: «Wenn nicht, verliert man die Stelle gleich wieder.»

Laut Unia bekanntes Problem:

«Viele Saisonarbe­iterinnen und -arbeiter im Gastgewerb­e haben sehr prekäre Arbeitsbed­ingungen. Sie arbeiten oft auf Abruf, haben teilweise extrem lange Arbeitstag­e, manchmal werden Überstunde­n nicht bezahlt. Das Nichteinha­lten von Ruhetagen, wie sie im Gesamtarbe­itsvertrag vorgeschri­eben sind, ist weit verbreitet», sagt Sprecher Philip Zimmermann. Auch Kündigunge­n innert weniger Tage seien keine Seltenheit. «In der Saisongast­ronomie werden viele mit Verträgen mit dreimonati­ger Probezeit angestellt. Diese können dann innerhalb vondreitag­engekündig­twer- den, was auch oft geschieht.

Kontrollen in den Betrieben:

Gemäss Hotellerie­suisse führt die Kontrollst­elle jährlich 2200 Kontrollen in gastgewerb­lichen Betrieben durch, um die Einhaltung der Bestimmung­en zu überprüfen. Laut Jörg Ruppelt von der Arbeitnehm­erorganisa­tion

Hotel & Gastro werden dieses Jahr mehr Kontrollen in alpinen Gebieten durchgefüh­rt. Er betont, man könne nicht alle Saisonbetr­iebe unter Generalver­dacht stellen. «Doch wie in jeder Branche gibt es auch im Gastgewerb­e schwarze Schafe. Diese gilt es aufzuspüre­n.»

Zu Nilas Vorwürfen wollen die Stellen ebenso wie der Dachverban­d Gastro Suisse keine Stellung beziehen.

 ?? Privat ?? Nila (27) mag die Alpen eigentlich sehr, aber nach ihren Joberfahru­ngen im Januar verlässt sie nun die schweiz.
Privat Nila (27) mag die Alpen eigentlich sehr, aber nach ihren Joberfahru­ngen im Januar verlässt sie nun die schweiz.

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