Universität Bern löst Nahostinstitut auf
Nach den Hass-tweets eines Dozenten und einer externen Untersuchung schiebt die Uni Bern
Knall an der Universität Bern: Das Institut für Studien zum Nahen Osten und zu muslimischen Gesellschaften (ISNO) wird in der bestehenden Form aufgelöst, wie Rektor Christian Leumann gestern an einer Medienkonferenz bekannt gab. Der Fachbereich soll komplett neu gestaltet werden. Bis Ende Juni 2024 will die Fakultät einen Bericht zur Neuausrichtung vorlegen.
Grundlage dieser Massnahme ist eine Administrativuntersuchung, die die Uni im letzten Oktober in Auftrag gab, nachdem ein Dozent auf X (vormals Twitter) den Hamasüberfall auf Israel verherrlicht hatte («bestes Geschenk») und die Uni national in die Kritik geraten war. Der Mitarbeiter, der zugleich der Ehemann der Institutsleiterin ist, wurde fristlos entlassen.
Der Untersuchungsbericht zeichnet ein desolates Bild: Am Institut herrsche «eine starke Polarisierung sowie ein tiefes menschliches Unbehagen bei Institutsmitarbeitenden», heisst es in der Medienmitteilung der Uni Bern. Weiter ist die Rede von Abhängigkeiten zwischen Mitarbeitenden und Institutsleitung, Interessenskonflikten und einem übertrieben informellen Führungsstil. Zudem wird kritisiert, wie sich der Fachbereich zuletzt entwickelt habe; es sei «zu wenig auf die wissenschaftliche Vielfalt geachtet» worden, hält Peter Schneemann, Dekan der Philosophisch-historischen Fakultät, fest. «Es war klar: Wir können nicht so weitermachen wie bisher», sagte Leumann im Interview mit 20 Minuten.
Ins Kreuzfeuer geraten war auch Institutsleiterin Serena Tolino. Sie habe sich nicht genügend von den Hass-tweets ihres Gatten distanziert, so der Vorwurf. Aufgrund der Mängel in der Führung des Instituts, «namentlich bei der Einstellung von Personal», wird Tolino abgemahnt, darf jedoch im Amt bleiben.