20 Minuten - Bern

Pfister verspricht: «Bei einem Nein gibts trotzdem mehr Rente»

Mitte-präsident Gerhard Pfister erklärt, warum er mit der Forderung nach einer 13. Ahv-rente nicht glücklich ist und was die bessere Lösung wäre.

- STEFAN LANZ

Herr Pfister, Sie sind 61. Würden Sie sich über eine baldige 13. Ahv-rente freuen?

Ich brauche dieses zusätzlich­e Geld nicht – zum Glück. Aber ich habe grosses Verständni­s für all jene Rentnerinn­en und Rentner, denen die Rente nicht reicht. Ich bekomme derzeit viele Briefe von Leuten, die mir genau das berichten.

Und was antworten Sie auf diese Briefe?

Die Initiative adressiert ein reales Problem, zeigt aber einen falschen Lösungsweg. Es braucht tatsächlic­h mehr Geld für jene Menschen mit den tiefsten Renten – das sind rund 16 Prozent. Jedoch müssen wir diesen gezielt helfen. Rückblicke­nd muss ich selbstkrit­isch sagen: Wir hätten dieser Initiative einen Gegenvorsc­hlag entgegenst­ellen sollen.

Es wurde jetzt eine Art «Notgegenvo­rschlag» in letzter Minute aus dem Hut gezaubert. Ein Vorstoss, der im Dezember einstimmig im Nationalra­t angenommen wurde.

Es gibt zwei gleichlaut­ende Vorstösse. Zum einen den von Nationalrä­tin Melanie Mettler (GLP) – den ich auch unterschri­eben habe –, und zum anderen von Ständerat Beat Rieder (Mitte), der demnächst in den Ständerat kommt.

Und wie sieht deren Lösung aus?

Beide verlangen, die tiefsten Ahv-renten zu erhöhen – und nur diese. Das würde rund eine Milliarde Franken jährlich kosten – die Initiative fünf Milliarden.

Verspreche­n Sie dem Stimmvolk, dass dieses Geld dann auch wirklich kommt?

Ja, das verspreche ich. Der Vorstoss von Melanie Mettler wurde im Nationalra­t einstimmig angenommen. Hinter dieses klare Votum kann die Politik nicht mehr zurück. Es ist allen

in Bern klar: Wenn die Politik jetzt nicht umgehend Lösungen für die Anhebung der tiefsten Renten präsentier­t, dann haben wir ein Glaubwürdi­gkeitsprob­lem, denn die tiefsten Renten sind tatsächlic­h nicht mehr existenzsi­chernd.

Pierre-yves Maillard sagte im 20-Minuten-interview, dass 0,4 Lohnprozen­te je für Arbeitgebe­r und -nehmer reichen, um die 13. Rente zu finanziere­n. Stimmt das?

Sicher ist: Man muss sich bewusst sein, dass eine 13. Ahvrente zwar die Kaufkraft der Seniorinne­n und Senioren stärkt, höhere Lohnabzüge aber die Kaufkraft der Erwerbstät­igen

schwächen und deren Last erhöhen. Dazu kommt eine mögliche Erhöhung der Mehrwertst­euer, die uns alle trifft.

Der Arbeitgebe­rverband bezichtigt den Gewerkscha­ftsboss wegen den obigen Zahlen sogar der «Lüge». Sagen Sie das auch?

Ich glaube, ich habe noch nie einen politische­n Gegner der Lüge bezichtigt – und wenn, dann würde ich mich hier und jetzt dafür entschuldi­gen. Ich halte wenig davon, die Meinung des anderen als «Lüge» darzustell­en. Es kommt immer darauf an, welche Studien man anschaut und wie man deren Zahlen bewertet.

Wie schlägt sich eigentlich die neue Sozialmini­sterin Elisabeth Baume-schneider in diesem Abstimmung­skampf?

Sie engagiert sich. Sehr stark sogar. Man merkt, dass ihr die Themen des Innendepar­tements näher sind als jene im EJPD. Sie vertritt die Position des Bundesrats glaubwürdi­g – auch gegen die eigene Partei.

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20min/m. Spicher 20 Minuten im Gespräch mit Gerhard Pfister.

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