Ohne Kreuzbänder: So fährt Joana Hählen weiter Skiweltcup
Joana Hählen ist wieder einmal schwer verletzt. Auf eine Operation verzichtet sie.
Zum vierten Mal riss sich der Schweizer Skistar Joana Hählen das Kreuzband (2011, 2014 und 2018). Beim letzten Mal verzichtete sie – so wie einst Carlo Janka (37) – auf eine chirurgische Rekonstruktion. Den gleichen Entscheid fällte die 32-Jährige jetzt.
Hählen will noch diese Saison in den Weltcup zurückkehren – trotz Kreuzbandriss. Wie funktioniert das?
Swiss-ski-teamarzt Walter O. Frey sagte zu 20 Minuten: «Joana Hählen gehört zu den wenigen Spitzenathletinnen, die ohne Kreuzband (bisher links) Weltcuprennen fahren können. Nun versucht sie es auch rechts.» Er erklärt: «Das Knie wird von einem ganzen ‹Package› zusammengehalten: von den Kreuzbändern, den Menisken, der Gelenkkapsel, den Seitenbändern und den Muskeln.» Bei einem Kreuzbandriss fehle somit ‹nur› ein
Teil dieses Ganzen. «Sind die andern Elemente genügend stark, können sie das Knie halten», so Frey.
Warum entschied sie sich wieder gegen eine OP?
2023 bezeichnete Hählen den ersten Op-verzicht gegenüber dem «Blick» als «die vielleicht beste Entscheidung in meiner Karriere». Wegen dieser guten Erfahrung entschied sich Hählen erneut gegen eine Operation. Auf die Frage, wie entschieden werde, ob eine OP bei einem Kreuzbandriss nötig sei oder nicht, sagt Frey: «Die zwei Hauptkriterien sind: Begleitverletzungen und auf welches sportliche Niveau die Patientin zurückwill.»
Gibt es Risiken?
Möglich. «Ein Kreuzbandriss ist grundsätzlich eine schwere Knieverletzung. Nach jeder Gelenkverletzung besteht ein erhöhtes Risiko für eine Arthrose», sagt Walter O. Frey.
Gibt es diese Saison mehr Unfälle im Weltcup?
Der Skiweltcup verlor in den letzten Wochen viele Stars wegen Verletzungen. Dazu sagt Walter O. Frey: «Jeder Unfall ist ein Unfall zu viel. Aber wer Ski fährt, weiss, dass das Risiko mitfährt.» Eine Häufung der Unfälle im Weltcup in der laufenden Saison sieht der Arzt hingegen nicht.