Liegt Kapitulation der Ukraine in der Luft?
Der Ukraine gehen zunehmend Männer und Munition aus. Der Ukraine- und Sicherheitsexperte André Härtel zur Frage, wie prekär die Lage ist.
Die ukrainischen Truppen sind in die Defensive geraten. Ihnen gehen Waffen, Munition und Männer aus. Was das heisst, zeigt sich derzeit in der Ostukraine, wo das russische Militär vor allem bei der Stadt Awdijiwka weiter vorgestossen ist. Kyrylo Budanow vom ukrainischen Militärnachrichtendienst HUR sagte unlängst: Es sei «schwer vorstellbar, die Kapitulation ohne zusätzliche
Mobilisierungswellen zu vermeiden».
Die meisten Beobachter gehen zwar davon aus, dass die Ukraine die Front mit einer vernünftigen Defensivstrategie wird halten können. Das grössere Problem sei es, die Zivilbevölkerung vor dem Zermürbungskrieg zu schützen. «Ich bin da skeptischer», sagt Ukraineund Sicherheitsexperte André Härtel von der Stiftung
Wissenschaft und Politik. «Unsere Informationen von der Front sind insgesamt nicht besonders gut. Nicht nur, weil die Soldaten mit immer weniger Artilleriemunition auskommen müssen.» Auch der psychologische Faktor spiele eine Rolle – «und hier spricht derzeit ebenfalls vieles gegen die Ukraine».
So sei nicht nur die ukrainische Gegenoffensive gescheitert und habe in den letzten Monaten die westliche Unterstützung nachgelassen. Auch der Nahostkonflikt sei dazugekommen und Russland, das mit dem Krieg besser klarkomme als gedacht, arbeite enger mit Nordkorea, dem Iran und China zusammen. «Diese Dinge kommen bei den Soldaten an und drücken auf die Moral», so Härtel. «Gleichzeitig richten sich die Russen militärisch auf einem immer höheren Niveau ein. Das lässt für mich schon die Frage aufkommen, ob wir nicht böse Überraschungen wie einen russischen Frontdurchbruch erleben könnten.» das Interview mit ukraine- und sicherheitsexperte André Härtel lesen sie auf 20min.ch.