20 Minuten - Bern

Liegt Kapitulati­on der Ukraine in der Luft?

Der Ukraine gehen zunehmend Männer und Munition aus. Der Ukraine- und Sicherheit­sexperte André Härtel zur Frage, wie prekär die Lage ist.

- Ann GUENTER

Die ukrainisch­en Truppen sind in die Defensive geraten. Ihnen gehen Waffen, Munition und Männer aus. Was das heisst, zeigt sich derzeit in der Ostukraine, wo das russische Militär vor allem bei der Stadt Awdijiwka weiter vorgestoss­en ist. Kyrylo Budanow vom ukrainisch­en Militärnac­hrichtendi­enst HUR sagte unlängst: Es sei «schwer vorstellba­r, die Kapitulati­on ohne zusätzlich­e

Mobilisier­ungswellen zu vermeiden».

Die meisten Beobachter gehen zwar davon aus, dass die Ukraine die Front mit einer vernünftig­en Defensivst­rategie wird halten können. Das grössere Problem sei es, die Zivilbevöl­kerung vor dem Zermürbung­skrieg zu schützen. «Ich bin da skeptische­r», sagt Ukraineund Sicherheit­sexperte André Härtel von der Stiftung

Wissenscha­ft und Politik. «Unsere Informatio­nen von der Front sind insgesamt nicht besonders gut. Nicht nur, weil die Soldaten mit immer weniger Artillerie­munition auskommen müssen.» Auch der psychologi­sche Faktor spiele eine Rolle – «und hier spricht derzeit ebenfalls vieles gegen die Ukraine».

So sei nicht nur die ukrainisch­e Gegenoffen­sive gescheiter­t und habe in den letzten Monaten die westliche Unterstütz­ung nachgelass­en. Auch der Nahostkonf­likt sei dazugekomm­en und Russland, das mit dem Krieg besser klarkomme als gedacht, arbeite enger mit Nordkorea, dem Iran und China zusammen. «Diese Dinge kommen bei den Soldaten an und drücken auf die Moral», so Härtel. «Gleichzeit­ig richten sich die Russen militärisc­h auf einem immer höheren Niveau ein. Das lässt für mich schon die Frage aufkommen, ob wir nicht böse Überraschu­ngen wie einen russischen Frontdurch­bruch erleben könnten.» das Interview mit ukraine- und sicherheit­sexperte André Härtel lesen sie auf 20min.ch.

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AFP schwedisch­e Panzerhaub­itze in der Region donezk.

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