Europa schlägt Alarm: Führt Russland bald Krieg gegen die Nato?
Mehrere europäische Länder warnten jüngst vor einem möglichen Krieg mit Russland. Wie realistisch ist eine Eskalation? Strategieexperte Marcel Berni erklärt.
Europäische länder schlagen Alarm – zu Recht?
Jein. Ein Krieg steht nicht unmittelbar vor der Tür. Dennoch wolle Europa Russland abschrecken. «Wladimir Putin hat derzeit kein Interesse an einem Frieden mit dem Westen», sagt Berni. Je erfolgreicher Moskau in der Ukraine sei, desto grösser sei auch die Gefahr für Europa. Die derzeitige Warnrhetorik solle die Grundlage für eine glaubwürdige Abschreckung in Europa legen – und zeigen, dass es mit der Beschwichtigungspolitik gegenüber Moskau vorbei sei. «Nicht zuletzt geht es den Warnern auch darum, weitere Unterstützung für die Ukraine zu mobilisieren», so der Experte.
Wie hoch ist die Gefahr für länder, die an Russland angrenzen?
Momentan niedrig – denn Putins Truppen seien in der Ukraine gebunden. «Zudem sind die meisten dieser Länder Mitglieder der Nato und stehen damit unter dem Schutzschirm der USA», so Berni. Doch: In den USA finden bald Wahlen statt – ein Sieg von Donald Trump könnte einiges an der
Situation ändern. Wo für die angrenzenden Staaten jedoch Gefahr lauere, sei in verdeckten Einflussnahmen des Kremls – etwa in Form von Sabotage-,
Destabilisierungs- und Desinformationskampagnen, sagt der Experte. Das Baltikum habe eine verhältnismässig grosse russische Minderheit. Dort könnte Putin indirekt ansetzen, so Berni. Tatsächlich hat sich Putin unlängst über die «schlechte Behandlung» der russischen Minderheit in Lettland beklagt – lettische Politiker diskutieren derzeit über die Zwangsausweisung Tausender russischsprachiger Personen.
Wie sicher ist die schweiz?
Ein militärischer Angriff auf die Schweiz stehe zum Glück nicht bevor, sagt Berni. Trotzdem müsse sich auch die Schweizer Armee wieder auf dieses WorstCase-szenario vorbereiten. «Machen wir uns nichts vor: Es war kein Zufall, dass viele Websites des Bundes angegriffen wurden, als Selenski für das WEF in der Schweiz war», mahnt Berni.