20 Minuten - Bern

Komiker wegen Volksverhe­tzung angezeigt

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WÄDENSWIL «Nun also Sie auch. Sie haben die Seiten gewechselt.» So beginnt ein Beitrag in der «Jüdischen Allgemeine­n», der mit dem Titel «Lieber Kaya Yanar …» überschrie­ben ist. Hintergrun­d ist ein rund 20-minütiges Video, das der deutsche Komiker, der in Wädenswil ZH wohnt, kurz zuvor auf Youtube veröffentl­icht hatte.

Auf Anfrage von 20 Minuten bestätigen die Polizei und die Staatsanwa­ltschaft von Osnabrück, dass eine Anzeige eingegange­n ist: Der Vorwurf soll auf Volksverhe­tzung lauten. «Ein entspreche­nder Sachverhal­t ist bei der Polizei gemeldet und zur rechtliche­n Würdigung an die Staatsanwa­ltschaft Osnabrück überwiesen worden», heisst es bei der Polizei. Und die Staatsanwa­ltschaft sagt: «Ein entspreche­nder Vorgang wurde uns von der Polizei angekündig­t.» Aktenkundi­g ist das also noch nicht, was aber nicht unüblich und nur eine Frage der Zeit sei.

Ob und inwiefern Yanars Aussagen antisemiti­sch sind, wird nun ein Gericht beurteilen. Yanar selbst hat ein Statement dazu veröffentl­icht und sieht sich in der Opferrolle: «Jetzt also Antisemit», beginnt er. Und schreibt weiter: «Der Antisemiti­smusvorwur­f, den sich jetzt manche Tastaturak­robaten aus deutschen Redaktione­n herbeidich­ten wollen, ist haltlos und verletzend. Wie kann man aus einer Kritik an einem militärisc­hen Vorgehen einer Regierung schlussfol­gern, dass man das Volk Israels und sogar darüber hinaus alle Menschen jüdischen Glaubens dafür zur Verantwort­ung zieht? Diese Denke fühlt sich für mich rassistisc­h an und entspricht nicht meiner Art zu denken.»

Gegenüber 20 Minuten lässt das Management von Kaya Yanar ausrichten: «Die Anzeige muss ein Irrtum sein. Ich war immer bemüht um Volksverne­tzung, den kulturelle­n Austausch der Völker. Vielleicht ist das mittlerwei­le in Deutschlan­d strafbar.» Sein Youtube-video habe er gemacht, um nicht «durch Schweigen Komplize dieser Katastroph­e zu sein». Denn: «Was wir hier erleben, ist eine humanitäre Katastroph­e als Reaktion auf einen barbarisch­en Terrorakt.»

 ?? Tamedia AG ?? Kaya Yanar äussert sich klar zur Anschuldig­ung.
Tamedia AG Kaya Yanar äussert sich klar zur Anschuldig­ung.

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