Davoser Juden bestürzt über Schlittenaushang
Dass ein Bündner Bergrestaurant keine Schlitten mehr an Juden vermieten will, wirft hohe Wellen. 20 Minuten hat sich vor Ort umgehört.
Nachdem ein Davoser Restaurant Jüdinnen und Juden von der Schlitten- und Skimiete ausgeschlossen hat, hagelt es Kritik. 20 Minuten hörte sich vor Ort um. Die Bestürzung in der jüdischen Community ist deutlich spürbar. «Das tut weh, ich fühle mich verletzt», sagt Jacob Gold, der oft in Davos Ferien macht. Alle Juden würden für mögliches Fehlverhalten Einzelner verantwortlich gemacht: «Das empfinde ich als antisemitisch.»
20 Minuten sprach auch mit jungen Männern einer jüdischen Schule. Viele sind schockiert: «Ich war entsetzt, als ich das erfahren habe», sagt einer. Ein anderer meint: «Ich fühle mich nun weniger willkommen in Davos.»
Im Dorf sind die Meinungen gemischt. Für Kerstin Schopler aus Deutschland ist klar: «Das geht gar nicht.» Andrea meint: «Ich finde es nicht okay, Kollektivstrafen gehen nicht.» Dennoch könne sie die Aktion auch ein Stück weit nachvollziehen, so die 17-Jährige. Die 25-jährige Muriel sagt, der Aushang sei keine gute Werbung für Davos. Sie findet ihn «rassistisch». Sie könne das Restaurant aber teilweise verstehen: «Es sind nicht alle jüdischen Gäste respektvoll.» Ihre Mutter sei Hauswartin und habe auch schon ein verwüstetes Apartment vorgefunden. Dennoch: «Ich möchte sicher nicht alle Juden in einen Topf werfen.»
Der Davoser Tourismusdirektor Reto Branschi distanziert sich vom Aushang. Aber: «Die Schwierigkeiten mit einem kleinen Teil der orthodoxen jüdischen Gäste sind leider eine Tatsache. Das Problem hat zwei Seiten und schwelt seit Jahren.»
Mittlerweile hat sich der Restaurantpächter entschuldigt. Dennoch ermittelt die Polizei wegen Diskriminierung und Aufruf zu Hass.
Derweil fühlt sich Jacob Gold trotzdem im Ferienort wohl: «Ich werfe auch nicht alle Davoser in einen Topf.»