Eltern lassen Kleinkinder fluchen und filmen sie dabei
Die «Bathroom Challenge» geht auf Tiktok viral. Kinderpsychologen kritisieren den Trend.
Kleine Kinder werden von Eltern animiert, im Badezimmer Fluchwörter zu benutzen. Die Eltern verlassen den Raum und filmen die Kleinen, die dann munter «Bit**», «Motherf ***** » und Ähnliches von sich geben. «Bathroom Challenge» nennt sich der Trend – was halten Kinderpsychologen davon?
«Mein erster Eindruck war: Das ist inszeniert. Das ist eine Selbstbeweihräucherung der Mütter und die armen Kinder müssen das mitmachen», sagt Philipp Ramming von der Vereinigung der Kinder- und Jugendpsychologen. Die Kinder seien Zirkuspferde der Eltern, gibt er zu bedenken. Auch Kinderpsychologe Fabian Grolimund kritisiert die TiktokChallenge. Eltern sollten einen relativ entspannten Umgang mit dem Fluchen pflegen. «Das ist durchaus etwas, was Kinder dürfen sollen und ihnen auch guttut. Aber wenn Eltern ihre Kinder in einem privaten oder auch peinlichen Moment filmen und das Video online stellen, ist das daneben.»
Die potenziellen Langzeitfolgen dieser Videos seien besonders beunruhigend, gibt Experte Ramming zu bedenken: «Wenn die Kinder in der Pubertät diese Clips sehen, die noch immer im Netz sind, wird das eine Katastrophe für sie.» Wann ist denn das richtige Alter,
um mit dem Fluchen zu beginnen? Das liege an den Eltern, sagt Ramming. «Gemäss den Eltern haben die Kinder die Fluchwörter immer von den anderen. Aber grundsätzlich kopieren die Kinder die Erwachsenen.» Wenn also zu Hause schon früh geflucht wird, übernehmen es die Kinder automatisch. Die Eltern seien ein Vorbild diesbezüglich: «Emotionen müssen gesellschaftlich verträglich ausgelebt werden.»