Baume-schneider zweifelt am Nutzen des Rentnerbriefs
Spricht im Interview vor den Ahvabstimmungen über Altersarmut und den Brief der Alt-bundesräte.
Frau Baume-schneider, wie erklären sie Rentnern, dass der staat Milliarden für die Rettung einer Grossbank ausgeben kann, aber kein Geld hat für eine 13. Rente?
Dem Bundesrat ist bewusst, dass es nicht für alle Rentner einfach ist, Ende Monat ihre Rechnungen zu bezahlen. Es existiert in gewissen Kreisen eine Altersarmut. Aber die Finanzierung der AHV muss nachhaltig bleiben – und mit einer 13. Rente helfen wir nicht gezielt jenen, die wirklich Hilfe benötigen.
Hunderttausende Rentner haben einen Brief von ehemaligen Bundesräten erhalten. wussten sie von der Aktion?
Die Alt-bundesräte haben mich nicht informiert. Die Überraschung hält sich aber in Grenzen, schliesslich ist es eine extrem wichtige Abstimmung. Es wird interessant sein, was für einen Effekt die Aktion hat. Vielleicht nicht den, den sie sich erhofft haben.
Also glauben sie, dass die einmischung das Nein-lager und die Position des Bundesrats geschwächt hat?
Nein, das nicht. Aber es ist eine emotionale Geschichte. Manche Senioren fanden es toll, dass die Alt-bundesräte ihnen schreiben. Andere wiederum erwarten von abgetretenen Magistraten «servir et disparaître», also dienen und verschwinden.
sind sie auch «tief besorgt» wie die Alt-bundesräte? Oder würden sie sich als sp-vertreterin insgeheim doch über eine Annahme freuen?
Es ist uninteressant, was mich freuen würde. Ich nehme meine Verantwortung wahr und sage, dass eine nachhaltige Finanzierung der AHV zentral ist. Am Ende werden die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger entscheiden. Ich mache einfach meine politische Arbeit.
sprechen wir über die zweite Ahv-initiative, die das Rentenalter erhöhen will. Davon würde doch die junge Generation profitieren und ihre Rente wäre sicherer.
«Mit einer 13. Rente helfen wir nicht gezielt jenen, die wirklich Hilfe benötigen.»
Das ist grundsätzlich nicht falsch. Ein Automatismus, wie er gefordert wird, passt jedoch nicht zur politischen Kultur unseres Landes. Man darf auch nicht vergessen, dass wir vor kurzem entschieden haben, das Rentenalter der Frauen zu erhöhen, was nicht einfach war.