20 Minuten - Bern

Aviatikexp­erte: «Ich gehe stark von einem technische­n Defekt aus»

Am Sonntag stürzte in Grenchen SO ein Kleinflugz­eug ab. Der Pilot starb. Aviatikexp­erte Hanspeter Bürgi ordnet das Unglück ein.

- THOMAS SENNHAUSER

Herr Bürgi, wie erklären sie sich den Absturz?

Ich gehe stark von einem technische­n Defekt aus, der für den Piloten nicht behebbar war. Das Flugzeug war wahrschein­lich nicht mehr steuerbar, sodass der Pilot vollständi­g die Kontrolle über das Flugzeug verlor.

was spricht für diese erklärung?

Bevor der Flieger abstürzte, erklang über die Funkfreque­nz viermal «Mayday». Der dringliche Funkspruch wurde durchgegeb­en, als das Flugzeug eine Flughöhe von über 4000 Metern aufwies. Somit hätte der Pilot zum Beispiel bei einem Motorprobl­em genügend Zeit gehabt, den Flieger notzulande­n. Da dies aber anscheinen­d nicht möglich war, gehe ich von einem Problem mit den Steuerelem­enten aus, das auch in dieser Höhe nicht mehr zu beheben war. Der starke Höhenverlu­st innerhalb kurzer Zeit und der senkrechte Sinkflug deuten ebenfalls darauf hin.

Im Raum Grenchen kam es in den letzten zehn Jahren auffällig oft zu Abstürzen von

Kleinflugz­eugen. was ist der Grund dafür?

Der Flugplatz Grenchen ist einer der meistfrequ­entierten Regionalfl­ugplätze der Schweiz. Es herrscht ein grosser «Mischverke­hr». In Grenchen heben täglich Fallschirm­springer, Segelflieg­er, Instrument­enflugzeug­e, Sichtflüge und vor allem sehr viel Schulverke­hr ab. Der Flugplatz Grenchen ist der grösste Ausbildung­splatz für Pilotinnen und Piloten in der Schweiz. Je komplexer der Betrieb, desto öfter geschehen Unfälle. Es ist reine Mathematik, dass weniger frequentie­rte Kleinflugp­lätze wie beispielsw­eise Lugano oder Altenrhein SG weniger Abstürze verzeichne­n.

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20min/lucas Orellano Das wrack der Unglücksma­schine.

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