Aviatikexperte: «Ich gehe stark von einem technischen Defekt aus»
Am Sonntag stürzte in Grenchen SO ein Kleinflugzeug ab. Der Pilot starb. Aviatikexperte Hanspeter Bürgi ordnet das Unglück ein.
Herr Bürgi, wie erklären sie sich den Absturz?
Ich gehe stark von einem technischen Defekt aus, der für den Piloten nicht behebbar war. Das Flugzeug war wahrscheinlich nicht mehr steuerbar, sodass der Pilot vollständig die Kontrolle über das Flugzeug verlor.
was spricht für diese erklärung?
Bevor der Flieger abstürzte, erklang über die Funkfrequenz viermal «Mayday». Der dringliche Funkspruch wurde durchgegeben, als das Flugzeug eine Flughöhe von über 4000 Metern aufwies. Somit hätte der Pilot zum Beispiel bei einem Motorproblem genügend Zeit gehabt, den Flieger notzulanden. Da dies aber anscheinend nicht möglich war, gehe ich von einem Problem mit den Steuerelementen aus, das auch in dieser Höhe nicht mehr zu beheben war. Der starke Höhenverlust innerhalb kurzer Zeit und der senkrechte Sinkflug deuten ebenfalls darauf hin.
Im Raum Grenchen kam es in den letzten zehn Jahren auffällig oft zu Abstürzen von
Kleinflugzeugen. was ist der Grund dafür?
Der Flugplatz Grenchen ist einer der meistfrequentierten Regionalflugplätze der Schweiz. Es herrscht ein grosser «Mischverkehr». In Grenchen heben täglich Fallschirmspringer, Segelflieger, Instrumentenflugzeuge, Sichtflüge und vor allem sehr viel Schulverkehr ab. Der Flugplatz Grenchen ist der grösste Ausbildungsplatz für Pilotinnen und Piloten in der Schweiz. Je komplexer der Betrieb, desto öfter geschehen Unfälle. Es ist reine Mathematik, dass weniger frequentierte Kleinflugplätze wie beispielsweise Lugano oder Altenrhein SG weniger Abstürze verzeichnen.